Mathias Fleischhans (1842–1912)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Mutter: Theresia Fleischhans
Vater: unekannte
erste Ehe: in Wien am 28. April 1872 mit Katharina Machaček (Konitz, Böhmen [Konice, Tschechien] 15. Dezember 1841 – Wien 15. Februar 1873), Tochter einer Häuslerin und eines Häuslers: Handarbeiterin; verstorben an Tuberkulose
Sohn: Anton Ladislaus Fleischhans (Wien 27. Juni 1872 – Wien 11. August 1872)
zweite Ehe: in Wien am 15. Juni 1873 mit Maria Suchánek (Bresnitz, Böhmen [Březnice, Böhmen] 6. Dezember 1848 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Bäckermeisters: Haushälterin
Sohn: Karl Fleischhans (Wien 2. Jänner 1874 – Wien 26. Jänner 1874)
Tochter: Maria Josepha Emilia Fleischhans (Wien 26. Dezember 1874 – ?)
Sohn: Josef Mathias Fleischhans (Wien 3. Februar 1877 – ?)
Sohn: Coelestin Felix Fleischhans (Wien 17. Mai 1879 – Wien August 1947)
Sohn: August Heinrich Fleischhans (Wien 4. Juli 1881 – Wien 12. Juli 1884)
Tochter: Emilie Amalia Fleischhans (Wien 26. September 1883 – ?)
Sohn: Eduard Fleischhans (Wien 5. März 1886 – Wien Februar 1915)
Biographie
Mathias Fleischhans, zuständig nach Wien, absolvierte eine Schmiedlehre und arbeitete als Maschinenschmiedgehilfe in Wien. Er schloss sich jener Gruppe von Sozialrevolutionären an, die – sich teilweise personell mit den Unabhängigen Socialisten überschneidend – noch sehr stark in der Tradition der Sozialrevolutionäre der 1880er-Jahre stand. Sie bekannte sich zur Anarchie als zu erstrebendem Ideal. Hervorgetreten ist sie vor allem mit selbst hergestellten Flugblättern. Bereits im Mai 1891 erschien das Flugblatt »Was thun?«, gezeichnet »Es lebe die Anarchie!«.1 Dieses Flugblatt wurde, wie auch die vier folgenden, teils stoßweise in den Straßen Wiens und seiner Vororte ausgestreut, teils auf Hausmauern und in Stiegenhäusern plakatiert. Weiters erschien das Flugblatt »Aufruf«.2 Im Dezember 1892 folgte der Nachdruck eines bereits 1887 erschienenen Flugblatts: »An die Arbeiter im Soldatenrock«, nun allerdings mit dem Zusatz »Es lebe die Soziale revolution [!]«.3 Im Jänner 1893 wurde die »Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke«,4 veröffentlicht, gezeichnet »Es lebe die Anarchie«. Schließlich erschien noch der »Aufruf an die österreichische Volksmasse«.5 Urheber dieser Flugblätter waren die Tischlergehilfen Stefan Hanel (~1861–?) und Franz Haspel (1863–?), welche sie in ihrer Untergrunddruckerei in Wien 5., Siebenbrunnengasse 65, herstellten.
Am 23. September 1893 hob die Polizei dieser Untergrunddruckerei aus, wobei auch eine Bombe und Materialien zur Herstellung von Bomben gefunden wurden. Am 23. und 24. September 1893 wurden in diesem Zusammenhang zwölf Sozialrevolutionäre verhaftet, darunter Mathias Fleischmann. Vom 19. bis 23. Februar 1894 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien unter Ausschluss der Öffentlichkeit der große so genannte Anarchistenprozess gegen vierzehn Sozialrevolutionäre statt, darunter auch Mathias Fleischhans, angeklagt des des Hochverrats, des Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz und des Verbrechen der Desertionsverleitung und des Aufrufs zum Bürgerkrieg. Fleischmann, der während der Untersuchungshaft andere teilweise belastete, bekannte sich vor Gericht als Unabhängiger Socialist. Mathias Fleischmann, der des Deutschen kaum mächtig war, bekannte sich für nicht schuldig und wurde freigesprochen.
Der bis dahin unbescholtene Mathias Fleischmann arbeite weiterhin in Wien als Schmiedgehilfe.
Kategorien
Adresse
- Wien 10., Simmeringer Straße 29 [Gudrunstraße] (belegt für 1872 bis 1874)
- Wien 10., Keplergasse 34 (belegt für 1874)
- Wien 10., Quellengasse 48 (belegt für 1877)
Wien 10., Simmeringer Straße 119 [Gudrunstraße] (belegt für 1879) - Wien 10., Waldgasse 40 (belegt für 1881)
- Wien 10., Puchsbaumgasse 33 (belegt für 1883 bis 1884)
- Wien 10., Bürgerplatz 22 [Reumannplatz] (belegt für 1886 bis 1894)
Karte
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Juli 2025
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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- 1
Vgl. [anonym]: Was thun? [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (2 Seiten). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 5. Mai 1891 in Österreich verboten.
- 2
Vgl. [anonym]: Aufruf. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], unpaginiert (2 Seiten).
- 3
Vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], Flugblatt; Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Zum alten Flugblatt vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [London]: [Druckerei der Zeitung »Die Autonomie«] [1887], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Die Autonomie« (London), 1. Jg., Nr. 1 (6. November 1886), S. 2–3, weshalb die Weiterverbreitung der Zeitung mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 17. November 1886 in Österreich verboten wurde. Die Weiterverbreitung des Flugblattes selbst wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 14. März 1887 in Österreich verboten.
- 4
Vgl. [anonym]: Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (2 Seiten); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 30. Jänner 1893 in Österreich verboten.
- 5
Vgl. [anonym]: Aufruf an die österreichische Volksmasse. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (1 Seite, jedoch zum Falten gedacht); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12.