Lipót Braun (1855–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
Lipót Breiner
deutsche Namensform: Leopold Braun
Geburtsdatum
1855
Religionsbekenntnis
israelitisch
Berufe
Biographie

Lipót Braun, Schuhmachergehilfe in Csetfalva (Ungarn [Chetfalwa ‹Четфалва›, Ukraine]), begab sich nach Budapest (Ungarn), wo er Mitglied der im Mai 1880 gegründeten »Magyarországi Általános Munkáspárt« (Ungarische Allgemeine Arbeiterpartei) wurde. 1881 gehörte er zur zentralen Gruppe der als Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung in Budapest.

Am 4. Juni 1882 wurde Lipót Braun, aus Budapest kommend, am Bahnhof Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) von bereits durch die ungarischen Behörden vorinformierten Wiener Polizei-Agenten festgenommen. Bei der Durchsuchung seines Koffers wurden, unter Wäsche versteckt, einige tausend Exemplare sozialistischer Druckschriften sowie mehrere Exemplare der Zeitung »Freiheit« (London) gefunden. Braun wurde verhaftet und ins Wiener Landesgericht eingeliefert. Da der Ort der Festnahme außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Wiener Staatsanwaltschaft lag, wurde er am 6. Juni 1882 ins Kreisgericht Korneuburg (Niederösterreich) überstellt. Am 4. September 1882 fand vor dem Kreisgericht Korneuburg der Prozess gegen Lipót Braun wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe statt. Braun wurde im Sinne der Anklage zu vier Monaten schwerem Kerker verurteilt. Braun verbüßte seine Strafe im Gefängnis Suben (Oberösterreich) und kehrte anschließend nach Budapest zurück.

In Budapest wurde Lipót Braun im Februar 1884 zu 15 Gulden, eventuell vierundzwanzig Stunden Arrest, verurteilt, weil er einen bei ihm wohnenden Genossen polizeilich nicht angemeldet hatte. Braun legte gegen das Urteil Berufung ein. Schon kurz darauf, am 13. März 1884, begann in Budapest eine Verhaftungswelle gegen Radicale wegen angeblicher Mitschuld am Raubmord am Wechselstubenbesitzer Heinrich Eisert sen. (~1838–1884) in Wien am 10. Jänner 1884, in deren Verlauf bis in die frühen Morgenstunden des 14. März 1884 sechsunddreißig Personen festgenommen wurden. Siebzehn von ihnen wurden am 25. März 1884 in das Strafgericht Budapest eingeliefert, darunter auch Lipót Braun. Im Zuge mehrerer Hausdurchsuchungen wurden bei Braun zahlreiche sozialistische Druckschriften gefunden. Ohne Anklageerhebung aus der Untersuchungshaft entlassen, wurde Braun am 12. April 1884 aus Budapest (Ungarn) nach Szabadka / Maria-Theresiopel (Ungarn [Subotica ‹Суботица›, Vojvodina]) abgeschafft. Lipót Braun versuchte 1884 vergeblich, eine Erlaubnis zum Besuch seiner in Budapest verbliebenen Familie zu bekommen. Er ließ sich später in Erzsébetfalva (Ungarn [zu Budapest]) nieder und durfte auf sein Ersuchen hin im April 1889 nach Budapest zurückkehren.

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