Konrad Hofer (1884–1962)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Conrad Josef Hofer
Pseudonym: Koho
Geburtsdatum
15. Oktober 1884
Sterbedatum
Juni 1962
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, dann konfessionslos
Berufe

Mutter: Cäcilia Hofer (Steyr, Oberösterreich 6. August 1852 – Steyr, Oberösterreich 3. Mai 1905), uneheliche Tochter einer Magd: Magd
Vater: unbekannt
Ehe: mit Katharina [?] (? – Wien Jänner 1979): Hausfrau

Biographie

Der Schriftsetzer Konrad Hofer, uneheliches Kind einer als Armenpfründnerin verstorbenen Magd, war seit 1908 ein enger Mitkämpfer von Rudolf Großmann alias Pierre Ramus (1882–1942). Er war vor allem in der 1911 gegründeten »Freien Gewerkschafts-Vereinigung Österreichs« aktiv und ein wichtiger Referent des 1910 gegründeten »Politischen Vereins ›Freie Tribüne‹«, dessen Obmann er 1913 bis zur Einstellung der Vereinsaktivitäten 1914 (formal bis 1922) war. Wegen des bei der Versammlung des »Politischen Vereins ›Freie Tribüne‹« am 22. Oktober 1913 gehaltenen Vortrags über »Sozialdemokratie und Syndikalismus« wurde er der Herabwürdigung der Kirche und ihrer Lehren sowie der Anpreisung von der durch Gesetze verbotenen Handlungen wie Generalstreik und Sabotage angeklagt. Am 30. Jänner 1913 begann vor dem Wiener Landesgericht die Verhandlung, welche am 27. Jänner 1914 mit der Verurteilung Hofers wegen Vergehens nach §§303 und 305 Strafgesetzt zu zwei Wochen schwerem Kerker, verschärft durch einen Fasttag, endete.1 Der Buchdruckergehilfe Karl Fickert, neuer Obmann der »Freien Gewerkschafts-Vereinigung Österreichs«, beabsichtigte unter seiner Leitung im Mai 1914 ein revolutionär-syndikalistisches Organ »Der Syndikalist« herauszugeben, wie es in einem Privatzirkular betitelt wurde. Zu diesem Zweck wurden auch die Anarchistinnen und Anarchisten um die Zeitung »Wohlstand für Alle« (Wien) aufgefordert, Geld als Miteigentümer einer eigenen Setzerei – mit Konrad Hofer als Drucker – anzulegen.2 Das Unternehmen scheiterte zunächst aus finanziellen Gründen und konnte dann wegen des Ersten Weltkriegs nicht weiter verfolgt werden. Und Hofer verließ für vier Jahre seine Heimat.

Konrad Hofer kehrte nach Kriegsende nach Wien zurück und wurde ein wichtiges Mitglied des im Jänner 1919 gegründeten »Bundes ›Erkenntnis und Befreiung im Sinne Leo Tolstois‹«, der ab Juni 1919 den Namen »Bund herrschaftsloser Sozialisten« führte und für den er auch in der Provinz aktiv war. So reiste er im September 1919 von Graz (Steiermark) nach Laa an der Thaya (Niederösterreich), wo er sich einige Zeit lang aufhielt. Im Juni 1919 gründete Konrad Hofer gemeinsam mit Ignaz Holzreiter (1894–1979) und Karl F. Kocmata (1890–1941) die »Vereinigung individualistischer Anarchisten«, deren Obmann er war. Die Vereinigung schloss sich bereits Ende Juli 1919 der neu gegründeten »Anarchisten-Vereinigung Revolution!« an. Im September 1919 organisierte Hofer noch den »Freien Jugendbund herrschaftsloser Sozialisten«, doch 1920 schied er aus dem »Bund herrschaftsloser Sozialisten« aus und schloss sich den zu Pierre Ramus oppositionellen Anarchistinnen und Anarchisten an.

Konrad Hofer wurde im Frühjahr 1919 auch in den Wiener Arbeiterrat gewählt und wurde Mitglied des »Bundes der Kriegsdienstgegner«, aus dem er jedoch 1923 auf Betreiben von Pierre Ramus ausgeschlossen wurde. 1920 gehörte Hofer zu den wichtigen Mitarbeitern der Zeitung »Arbeiterkampf« (Wien) von Karl F. Kocmata.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Konrad Hofer an der Wiedererrichtung einer anarchistischen Bewegung in Österreich aktiv beteiligt und war Mitbegründer der Zeitung »Freie Welt. Selbstmenschentum, Werkbesitzsozialismus. Weltföderation« (Wien) von Israel L. Utas (1887–1978).

Adressen

  • Steyr 13, Oberösterreich (Geburtsadresse)
  • Wien 3., Göllnergasse 21 (1913)
  • Wien 3., Würtzlerstraße 21/11/12 (1913 bis 1914)
  • Laa an der Thaya, Hauptstraße 76 (1919)
Karte
  • 1

    Vgl. [Observer]: Verhandlungsbericht über den Prozess unseres Genossen Konrad Hofer, in: Wohlstand für Alle (Wien), 7. Jg., Nr. 1 (14. Januar 1914), S. [6–7], und Observer [Pseudonym]: Schlussverhandlungen im Prozess des Staates gegen Genossen Hofer, in ebenda, 7. Jg., Nr. 3 (11. Februar 1914, S. [6–7].

  • 2

    Vgl. [Karl Fickert]: Privatzirkular an die Freunde des »Wohlstand für Alle«. Liebwerter Kamerad! [Gezeichnet] Redaktion und Verlag des »Wohlstand für Alle«. [Wien]: [Verlag des »Wohlstand für Alle«] [April 1914], S. [1]; ein Exemplar befindet sich im Nachlass Pierre Ramus, Mappe 414, im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam.