Karl Řehák (1852–)
Persönliche Daten
Biographie
Karl Řehák, geboren und zuständig nach Prag (Böhmen [Praha, Tschechoslowakei]), kam als Eisendreher nach Wien, wo er sich früh der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Er wurde 1883 Mitglied der Gruppe um den Webergehilfen Josef Thielmann (1855–?). Im Februar 1884 teilte Řehák der Polizei vertraulich mit, dass Thielmann Mitglieder seiner Gruppe zu auf Gewaltakte abzielende Bestrebungen angeregt habe. Aufgrund dieser Angaben fand am 28. Februar 1884 bei dem Ehepaar Katharina und Wenzel Lapáček eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Angesichts seiner Ausweisung hatte Josef Thielmann dem Ehepaar Gerätschaften übergeben, welche dieses im Keller des Hauses in Simmering (Niederösterreich [zu Wien 11.]), Geiselberg 25 [Geiselbergstraße], verstaute. Bei dieser Hausdurchsuchung wurden Instrumente und Ingredienzien zur Erzeugung von Nitroglyzerin und Dynamit, ein eisernes Hohlgeschoss, ein Gasballon und eine von Josef Thielmann handgeschriebene Anweisung zur Herstellung von Nitroglyzerin gefunden. Der am 1. März 1884 aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 aus Wien ausgewiesene Josef Thielmann flüchtete nach Böhmen, wurde nach einer Denunziation seiner Ehefrau Caroline Maria Thielmann (1857–?) am 4. November 1884 in Alt-Harzdorf (Böhmen [Starý Harcov, zu Liberec, Tschechien]) verhaftet und nach Wien überstellt. Josef Thielmann wurde am 28. Jänner 1885 vom Ausnahmsgericht Wien unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen Verbrechens des Hochverrats zu sechs Jahren schweren Kerker verurteilt.
Auch Karl Řehák wurde zwar die Untersuchung eingestellt, aber er wurde aufgrund der Ausnahmsverodnungen vom 30. Jänner 1884 aus Wien ausgewiesen: »2641 Rehak (Řehak) Karl, Eisenhobler, Landwehrmann des 49. böhm. Landwehr-Bat., geb. 1852 in Prag, zust. zu Winowes, Bez. Melnik in Böhmen, k., led., gr., schlank, mit ovalem Ges., dunkelbld. H., breiter Stirne, bld. Augenbr., gr. Augen, dunkelbld. Schnurr- u. Vollb., ovalem Kinn, deutsch und böhmisch sprechend, mit Erk. vom 16/6. 1884. Hiebei wird mitgetheilt, daß gegen ihn die bei dem Wr. Landes-Gerichte anhängig gewesene Untersuchung wegen Hochverrathes, resp. Vergeh. des §. 285 St.-G. im Sinne des §. 109 St.-P.-O. eingestellt worden ist (siehe Evid.-Bl. Art. 1518/84 u . Art. 2124/84) und daß derselbe laut Mittheilung der Oberstadthauptmannschaft zu Budapest mit dort. Erk. vom 13. Juni l. J., Z. 562, wegen Theilnahme an sozialistischen Umtrieben als für die öffentl. Ordnung gefährlich aus Budapest u. aus ganz Ungarn für beständig ausgewiesen u . am 14. d. M. nach Marchegg befördert wurde.«1
Karl Řehák negab sich nach Budapest (Ungarn). Hier wurde er am 13. Juni 1884 verhaftet, aus sämtlichen Länder der ungarischen Krone (also aus der ungarischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) für beständig ausgewiesen und am nächsten Tag zum Grenzort Marchegg (Niederösterreich) eskortiert. Über das weitere Schicksal des Denunzianten Karl Řehák konnte nichts eruiert werden.
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Autor: Reinhard Müller
Version: November 2024
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[Anonym]: 2641 Rehak (Řehak) Karl, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 46 (13. Juli 1884), S. 184.