Karl Medwecki (1859–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Karol Medwecki
Deckname: Karol Mieszwiczki
Deckname: Poeta
Geburtsdatum
1859
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Biographie

Karl Medwecki, Sohn einer Hausfrau und eines Postmeisters, kam nach Warschau ‹Warszawa / Варшава› (Königreich Polen (de facto Russland) [Warschau ‹Warszawa›, Polen]), wo er sich als Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung der sozialrevolutionären Patrei »Proletar« (Der Proletarier) anschloss. Bei einer Hausdurchsuchung wurden unter anderem Briefe gefunden, die seinen Kontakt zu jener geheimen Zweigorganisation in Krakau (Galizien und Lodomerien [Kraków, Polen]) belegten, deren Mitglieder am 19. Dezember 1883 verhaftet wurden. Am 29. und 30. März 1884 fand im Landesgericht Krakau unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess vor einem Vierrichter-Kollegium gegen die Verhafteten statt, angeklagt der Bildung einer geheimen Gesellschaft. Es wurden der Tischlergehilfe Józef Gostyński (1849–1890) sowie der Bronzeschmiedlehrling und Ziseleurgehilfe Marian Piechowski (1860–1889) zu je sechs Monaten sowie Maria Zofia Onufrowicz-Płoska (1862–1922) zu vier Monaten strengem Arrest verurteilt. Außerdem wird über diese drei Verurteilten als russische Staatsbürger der Verweis aus sämtlichen Königreichen und Ländern der österreichisch-ungarischen Krone (also aus der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) verhängt. Weiters wurden der Maler und Anstreicher Stanislaus Polanek (~1864–?) zu drei Monaten und der Handelsagent Josef Eibenschütz (1863–?) zu sechs Wochen strengem Arrest und Karl Medwecki sowie der Medizinstudent und spätere Journalist Edmund Kolbuszewski (1865–1919) zu je drei Wochen Arrest verurteilt. Die Verurteilten sollen ihre Urteile lachend angenommen haben. Als Folge dieses Prozesses kann das Bombenattentat auf das Polizeigebäudes von Krakau am 22. April 1884 gesehen werden.

Karl Medwecki begab sich später nach Wien, wo er als Aushilfsbeamter bei der österreichischen Staaatsbahn beschäftigt war. Am 17. Dezember 1884 wurde er aufgrund der Ausnahmsverordnungen vom 30. Jänner 1884 wegen Gefährlichkeit für die öffentliche Sicherheit aus Wien ausgewiesen: »299 Medwecki Karl, Aushilfsbeamter der Staatsbahn, zu Nizankowice, Bez. Przemyśl in Galizien im J. 1859 geb. u . zust., k., I., 1.68m gr., schwächlich, mit längl., blass. Ges., dunkelbr. H., dichten Augenbr., gr. Aug., mit dem rechten Auge einwärts schielend, längl. Nase, schadhaften Zähnen, starkem br. Vollb., rund. Kinn, deutsch, polnisch, ruthenisch u. etwas franz. sprechend, bereits vom Land.-Ger. Krakau am 30/3. 84 weg. Theilnahme an geheimen sozialist. Gesellschaften nach §§. 285, 286m 287 St. G. mit 3wöchhentl. Arreste abgestraft (mit Erk. vom 17/12. 85, Z. 6474 Pr.). Pol.-Dion. Wien 28/1. 86.«1

Karte
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    [Anonym]: 299 Medwecki Karl, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 5 (23. Jänner 1886), S. 19.