Karl Kácl (1857–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vaters: Frantisek Kácl: Wagnermeister; Heirat mit:
Mutter: Josefa Kácl, geborene Ritschel: Haufrau
Ehe: in Wien am 17. Juni 1883 mit Maria Waníček (St. Jakob, Böhmen [Jakub, zu Církvice, Tschechien] 6. Mai 1863 – ?), Tochter einer Gastwirtin und eines Gastwirts: Hausfrau
Kinder: drei
Sohn: Anton Franz Carl Kácl (Wien 7. Juni 1886 – ?)
Sohn: Franz Kácl (Wien 16. September 1887 – ?)
Tochter: Francisca Maria Kácl, seit 22. April 1938 verheiratete Bick (Wien 22. November 1888 – ?)
Sohn: Karl Kácl (Wien 19. April 1890 – Wien 23. April 1890): verstorben an Lebensschwäche
Sohn: Adolf Kácl (Wien 30. April 1891 – ?)
Biographie
Karl Kácl absolvierte eine Schmiedlehre und arbeitete als Messerschmiedmeister in Wien. Er schloss sich jener Gruppe von Sozialrevolutionären an, die – sich teilweise personell mit den Unabhängigen Socialisten überschneidend – noch sehr stark in der Tradition der Sozialrevolutionäre der 1880er-Jahre stand. Sie bekannte sich zur Anarchie als zu erstrebendem Ideal. Hervorgetreten ist sie vor allem mit selbst hergestellten Flugblättern. Bereits im Mai 1891 erschien das Flugblatt »Was thun?«, gezeichnet »Es lebe die Anarchie!«.1 Dieses Flugblatt wurde, wie auch die vier folgenden, teils stoßweise in den Straßen Wiens und seiner Vororte ausgestreut, teils auf Hausmauern und in Stiegenhäusern plakatiert. Weiters erschien das Flugblatt »Aufruf«.2 Im Dezember 1892 folgte der Nachdruck eines bereits 1887 erschienenen Flugblatts: »An die Arbeiter im Soldatenrock«, nun allerdings mit dem Zusatz »Es lebe die Soziale revolution [!]«.3 Im Jänner 1893 wurde die »Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke«,4 veröffentlicht, gezeichnet »Es lebe die Anarchie«. Schließlich erschien noch der »Aufruf an die österreichische Volksmasse«.5 Urheber dieser Flugblätter waren die Tischlergehilfen Stefan Hanel (~1861–?) und Franz Haspel (1863–?), welche sie in ihrer Untergrunddruckerei in Wien 5., Siebenbrunnengasse 65, herstellten.
Am 23. September 1893 hob die Polizei dieser Untergrunddruckerei aus, wobei auch eine Bombe und Materialien zur Herstellung von Bomben gefunden wurden. Am 23. und 24. September 1893 wurden in diesem Zusammenhang zwölf Sozialrevolutionäre verhaftet, darunter Karl Kácl. Vom 19. bis 23. Februar 1894 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien unter Ausschluss der Öffentlichkeit der große so genannte Anarchistenprozess gegen vierzehn Sozialrevolutionäre statt, darunter auch Karl Kácl, angeklagt des Verbrechens des Hochverrats und des Verbrechens Verbrechen der Desertionsverleitung und des Aufrufs zum Bürgerkrieg. Kácl, der des Deutschen kaum mächtig und Analphabet war, beteuerte, mit der Arbeiterbewegung nichts zu tun zu haben. Karl Kácl, der wegen Ehrenbeleidigung mit sechsunddreißig Stunden Arrest vorbestraft war, wurde freigesprochen.
Karl Kácl arbeite weiterhin in Wien als Messerschmiedmeister bis 1904.
Kategorien
Adresse
- Tachlowitz, Böhmen [Tachlovice, Tschechien], Tachlowitz 20 (Geburtsadresse)
- Wien 10., Puchsbaumgasse 49 (belegt für 1883)
- Wien 10., Simmeringer Straße 131 (belegt für 1883 bis 1894)
- Wien 10., Gudrunstraße 13 (belegt für 1901 bis 1903)
- Wien 10., Quellengasse 82 (belegt für 1904)
Karte
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Juli 2025
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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- 1
Vgl. [anonym]: Was thun? [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (2 Seiten). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 5. Mai 1891 in Österreich verboten.
- 2
Vgl. [anonym]: Aufruf. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], unpaginiert (2 Seiten).
- 3
Vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], Flugblatt; Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Zum alten Flugblatt vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [London]: [Druckerei der Zeitung »Die Autonomie«] [1887], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Die Autonomie« (London), 1. Jg., Nr. 1 (6. November 1886), S. 2–3, weshalb die Weiterverbreitung der Zeitung mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 17. November 1886 in Österreich verboten wurde. Die Weiterverbreitung des Flugblattes selbst wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 14. März 1887 in Österreich verboten.
- 4
Vgl. [anonym]: Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (2 Seiten); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 30. Jänner 1893 in Österreich verboten.
- 5
Vgl. [anonym]: Aufruf an die österreichische Volksmasse. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (1 Seite, jedoch zum Falten gedacht); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12.