Johann Wopatek (1858–)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: ja
Kinder: zwei
Biographie
Johann Wopatek absolvierte einer Zimmermannlehre und arbeitete als Zimmermanngehilfe in Wien. Hier schloss er sich jener Gruppe von Sozialrevolutionären an, die – sich teilweise personell mit den Unabhängigen Socialisten überschneidend – noch sehr stark in der Tradition der Sozialrevolutionäre der 1880er-Jahre stand. Sie bekannte sich zur Anarchie als zu erstrebendem Ideal. Hervorgetreten ist sie vor allem mit selbst hergestellten Flugblättern. Bereits im Mai 1891 erschien das Flugblatt »Was thun?«, gezeichnet »Es lebe die Anarchie!«.1 Dieses Flugblatt wurde, wie auch die vier folgenden, teils stoßweise in den Straßen Wiens und seiner Vororte ausgestreut, teils auf Hausmauern und in Stiegenhäusern plakatiert. Weiters erschien das Flugblatt »Aufruf«.2 Im Dezember 1892 folgte der Nachdruck eines bereits 1887 erschienenen Flugblatts: »An die Arbeiter im Soldatenrock«, nun allerdings mit dem Zusatz »Es lebe die Soziale revolution [!]«.3 Im Jänner 1893 wurde die »Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke«,4 veröffentlicht, gezeichnet »Es lebe die Anarchie«. Schließlich erschien noch der »Aufruf an die österreichische Volksmasse«.5 Urheber dieser Flugblätter waren die Tischlergehilfen Stefan Hanel (~1861–?) und Franz Haspel (1863–1935), welche sie in ihrer Untergrunddruckerei in Wien 5., Siebenbrunnengasse 65, herstellten.
Am 23. September 1893 hob die Polizei dieser Untergrunddruckerei aus, wobei auch eine Bombe und Materialien zur Herstellung von Bomben gefunden wurden. Am 23. und 24. September 1893 wurden in diesem Zusammenhang mehrere Sozialrevolutionäre verhaftet und zwölf von ihnen in das Landesgericht Wien eingeliefert, darunter Johann Wopatek. Vom 19. bis 23. Februar 1894 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien unter Ausschluss der Öffentlichkeit der große so genannte Anarchistenprozess gegen vierzehn Sozialrevolutionäre statt, darunter auch Johann Wopatek, angeklagt des Verbrechens des Hochverrats und des Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz sowie des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung. Johann Wopatek, der sich vor Gericht als Anarchisr bekannte, wurde zu drei Jahren schwerem Kerker, verschärft durch einen Fasttag vierteljährig, verurteilt. Er saß seine Strafe in der Haftanstalt Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich) ab.
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Adresse
- Wien 12., Adamgasse 2 [Kollmayergasse] (belegt für 1893 bis 1894)
Karte
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Autor: Reinhard Müller
Version: Juli 2025
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