Johann Ruprecht (1835–1931)

Persönliche Daten
Namensvarianten
tschechische Namensform: Jan Ruprecht
Geburtsdatum
Ungefähr 1835
Sterbedatum
14. April 1931
Sterbeort
Berufe

Ehe: ja
Kinder: neun

Biographie

Johann Ruprecht, zustandig nach Mährisch-Schönberg (Mähren [Šumperk, Tschechien]), Anhänger der radicalen Arbeiterbewegung, arbeitete als Bleicharbeiter in Weikersdorf (Mähren [Vikýřovice, Tschechien]). Er war Kontrollor des »Mährischen Arbeitervereins« in Mährisch-Schönberg, wo er am 12. Juli 1883 verhaftet wurde. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 1883 verübter er angesichts der gegen ihn erhobenen Anklagen im Gefängnis in der Mährisch-Schönberger Fronfeste eine Suizidversuch, indem er sich mit einer Glasscherbe die Adern der rechten Hand durchschnitt. Er wurde rechtzeitig gefunden, doch als er wieder das Bewusstsein erlangte, wollte er sich mit einem Hosenträger erhängen, was vereitelt werden konnte. Er hatte am 1. Juli 1883 in der Schießstätte und in einem Gasthaus in Mährisch-Schönberg die Nummer 2 der Untergrundzeitung »Erste Freie Presse Cisleithaniens« [Inzersdorf (Wien)] vom Mai 1883 sowie im April 1883 rund fünfzig Exemplare des sozialdemokratischen Flugblatts »Was die Socialdemokraten wollen?«1 verteilt.

Vom 15. bis 25. Oktober 1883 fand vor dem Kreis- als Schwurgericht Olmütz (Mähren [Olomouc, Tschechien]) teils in geheimer Sitzung der Prozess gegen siebzehn Sozialisten, größtenteils Radicale, statt, darunter Johann Ruprecht. Angeklagt wurden sie der Verbrechen des Hochverrats, der Beleidigung kaiserlicher Prinzen, der Aufreizung wider einzelne Klassen der bürgerlichen Gesellschaft, der Gutheißung ungesetzlicher Handlungen, der Religionsstörung und der Geheimbündelei sowie des Vergehens gegen das Pressegesetz durch Verbreitung verbotener Druckschriften. Unter anderem sollen sie dies durch die Verbreitung der Nummer 2 der Untergrundzeitung »Erste Freie Presse Cisleithaniens« [Inzersdorf (Wien)] vom Mai 1883 am 1. Juli 1883 in Mährisch-Schönberg (Mähren [Šumperk, Tschechien]) begangen haben. Auch wurde ihnen die Verbindung mit dem Maler- und Anstreichergehilfen Josef Peukert (1855–1910) in Wien zur Last gelegt. Alle Angeklagten wurden in den Hauptanklagepunkten einstimmig, bei der Religionsstörung mit neun gegen drei und beim Vergehen der unbefugten Kolportage mit Stimmengleichheit freigesprochen. Damit war der bislang schwerste Schlag der Behörden gegen die Radicalen in Mähren gescheitert.

Johann Ruprecht, der später nach Wien übersiedelte, schloss sich dann der Sozialdemokratie an.

Karte
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    Vgl. [anonym]: Was die Socialdemokraten wollen? Brünn: Verlag der Zeitschrift »Volksfreund«. Verantwortlich für die Herausgabe Karl Dundela 1883, Flugschrift. Die Weiterverbreitung der sozialdemokratischen Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landesgerichts Brünn vom 18. Juni 1883 in Österreich verboten.