Carl Schestag (1819–1893)

Persönliche Daten
Namensvarianten
falsche Namensschreibweise: Karl Schestag
Geburtsdatum
5. April 1819
Geburtsort
Sterbedatum
9. Januar 1893
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Adressen

Vater: Johann Schestag (Kleinpoidl, Mähren [Podolíčko, zu Mohelnice, Tschechien] 16. Oktober 1789 – ?), Sohn einer Hausfrau und eines Großgärtlers: bürgerlicher Schneidermeister; Heirat in Wien am 20. April 1815 mit:
Mutter: Anna Schestag, geborene Scherzer (Zirndorf, Bayern 28. September 1888 – Wien 3. März 1853), Tochter einer Hausfrau und eines bürgerlichen Fleischhauermeisters: Köchin, dann Hausfrau
Bruder: Johann Baptist Schestag (Wien 21. März 1816 – Wien 21. Mai 1818): verstorben am Wasserschlag
Bruder: Daniel Schestag (Wien 9. Februar 1817 – Wien 10. Mai 1818): verstorben am Gedärmbrand
BruderJoseph Schestag (Wien 1. März 1818 – ?): Lackierergeselle
Schwester: Theresia Schestag (Wien 16. August 1820 – ?)
Schwester: Katharina Schestag (um 1825 – Leopoldstadt, Niederösterreich [zu Wien 2.] 7. Jänner 1828): verstorben an der hitzigen Gehirnhöhlenwassersucht
Bruder: Eduard Philipp Schestag (Leopoldstadt, Niederösterreich [zu Wien 2.] 7. Februar 1828 – Wien 7. September 1860)
Bruder: Franz Philipp Schestag (Leopoldstadt, Niederösterreich [zu Wien 2.] 14. April 1829 – ?)
Schwester: Marie Schestag (Leopoldstadt, Niederösterreich [zu Wien 2.] 26. Oktober 1830 – ?)
Schwester: Theresia Carolina Schestag (Leopoldstadt, Niederösterreich [zu Wien 2.] 6. Februar 1832 – ?)

Biographie

Carl Schestag arbeitete nach Abschluss seiner Lehre als Schneidergeselle in Wien. Als der Frauenschneidergeselle Wilhelm Weitling (1808–1871) im Jänner 1836 aus Paris (Frankreich) zum zweiten Mal nach Wien kam, wohnte er in der Alservorstadt 315 (Niederösterreich [zu Wien 9.] in einem Untermietzimmer mit Carl Schestag, mit dessen Bruder Joseph Schestag (1818–?) sowie mit einem weiteren Gesellen zusammen. In dieser Zeit dürften sich die Brüder Schestag mit Weitling befreundet haben und für den von Weitling propagierten »Bund der Gerechten« gewonnen worden sein.

Als Wilhelm Weitling Wien im Juli 1837 wieder Richtung Paris verließ, folgten ihm Carl und Joseph Schestag nach Paris, wo beide noch 1837 dem »Bund der Gerechten»« beitraten. Es war dies eine streng hierarchisch gegliederte Geheimorganisation deutscher Emigranten und gleichsam eine Keimzelle späterer sozialistischer und kommunistischer Parteien in Europa. Als Ziel erstrebte der Bund die Befreiung und Erneuerung der deutschen Länder, die Begründung und Erhaltung der sozialen und politischen Freiheit, Gleichheit und Einheit, das alles verbunden mit dem religiösen Element der Bruder- und Schwesterliebe.

Anfang 1844 kehrten die Brüder Carl und Joseph Schestag nach Wien zurück, wurden aber bald darauf verhaftet. In den deutschen Ländern festgenommene Mitglieder des »Bundes der Gerechten« hatten nämlich als Mitglieder aus Österreich einen Wiener Lackierergesellen und einen Wiener Schneidergesellen denunziert. Für die Wiener Polizei war es danach ein leichtes, die beiden Brüder Schestag zu eruieren. Die geständigen Brüder Carl und Joseph Schestag wurden des Verbrechens des Hochverrats angeklagt und zum Tod verurteilt. Nach der Begnadigung durch den Kaiser verurteilte der Oberste Justizhof am 19. Juni 1844 Carl Schestag zu acht Monaten und Joseph Schestag zu einem Jahr Kerker.

Carl Schestag verbüßte – wie sein Bruder – die Strafe auf der Gefängnisfestung Spielberg (Böhmen [Špilberk, zu Prag ‹Praha›, Tschechien]). Nach seiner Entlassung kehrte Joseph Schestag nach Wien zurück, wo er später als Blumenfabrikant arbeitete und politisch nicht weiter auffällig wurde.

Carl und Joseph Schestag waren zweifellos keine Anarchisten. Sie gehören aber zu den ersten namentlich bekannten Opfern staatlicher Verfolgung einer sich organisierenden Arbeiterbewegung in Österreich.

Adressen

  • Wien 1., Alter Fleischmarkt 741 [Fleischmarkt 6] (Geburtsadresse)
  • Wien 3., Landstraßer Hauptstraße 32 (Sterbeadresse)
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