Michael Wellner (1853–1899)

Persönliche Daten
Namensvarianten
ungarische Namensform: Mihály Wellner
Geburtsdatum
23. August 1853
Sterbedatum
18. August 1899
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Vater: Josef Wellner; ungarische Namensform: József Wellner: Schneidermeister; Heirat mit:
Mutter: Rosa Wellner, geborene Flesch; ungarische Namensform: Róza Wellner: Hausfrau
Ehe: in Neulerchenfeld (Niederösterreich [zu Wien 16.]) am 1. September 1878 mit Augustine Schimak (Weitersfeld, Niederösterreich 4. Oktober 1857 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Bindermeisters: Handsrbeiterin
Tochter: Henriette Leopoldine Wellner (Neulerchenfeld, Niederösterreich [zu Wien 16.] 21. Jänner 1879 – ?)
Tochter: Leopoldine Justinde Wellner (Neulerchenfeld, Niederösterreich [zu Wien 16.] 24. Jänner 1880 – ?)
Sohn: Michael Wellner (Hernals, Niederösterreich [zu Wien 17.] 29. September 1885 – Wien 24. April 1968)
Sohn: Joseph Wellner (Hernals, Niederösterreich [zu Wien 17.] 22. Jänner 1889 – ?)
Tochter: Elisabeth Wellner (Hernals, Niederösterreich [zu Wien 17.] 29. Oktober 1891 – ?)

Biographie

Michael Wellner, zuständig nach Lajtafalu / Potzneusiedl (Ungarn [Potzneusiedl, Burgenland]), absolvierte eine Lehre als Maler und Anstreicher. Er kam dann nach Wien, wo er aber als Straßenbahnkondukteur, seit 1892 wieder als Maler- und Anstreichergehilfe arbeitete. Hier schloss er sich den Unabhängigen Socialisten an und wurde Vertrauensmann im Presskomitee der Zeitung »Die Zukunft« (Wien). Bald näherte er sich jener Gruppe von Sozialrevolutionären an, die – sich teilweise personell mit den Unabhängigen Socialisten überschneidend – noch sehr stark in der Tradition der Sozialrevolutionäre der 1880er-Jahre stand. Sie bekannte sich zur Anarchie als zu erstrebendem Ideal. Hervorgetreten ist sie vor allem mit selbst hergestellten Flugblättern. Bereits im Mai 1891 erschien das Flugblatt »Was thun?«, gezeichnet »Es lebe die Anarchie!«.1 Dieses Flugblatt wurde, wie auch die vier folgenden, teils stoßweise in den Straßen Wiens und seiner Vororte ausgestreut, teils auf Hausmauern und in Stiegenhäusern plakatiert. Weiters erschien das Flugblatt »Aufruf«.2 Im Dezember 1892 folgte der Nachdruck eines bereits 1887 erschienenen Flugblatts: »An die Arbeiter im Soldatenrock«, nun allerdings mit dem Zusatz »Es lebe die Soziale revolution [!]«.3 Im Jänner 1893 wurde die »Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke«,4 veröffentlicht, gezeichnet »Es lebe die Anarchie«. Schließlich erschien noch der »Aufruf an die österreichische Volksmasse«.5 Urheber dieser Flugblätter waren die Tischlergehilfen Stefan Hanel (~1861–?) und Franz Haspel (1863–1935), welche sie in ihrer Untergrunddruckerei in Wien 5., Siebenbrunnengasse 65, herstellten.

Am 23. September 1893 hob die Polizei dieser Untergrunddruckerei aus, wobei auch eine Bombe und Materialien zur Herstellung von Bomben gefunden wurden. Am 23. und 24. September 1893 wurden in diesem Zusammenhang mehrere Sozialrevolutionäre verhaftet und zwölf von ihnen in das Landesgericht Wien eingeliefert, darunter der Mann mit dem langen roten Bart Michael Wellner. Vom 19. bis 23. Februar 1894 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Wien unter Ausschluss der Öffentlichkeit der große so genannte Anarchistenprozess gegen vierzehn Sozialrevolutionäre statt, darunter auch Michael Wellner, angeklagt des Verbrechens des Hochverrats und des Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz sowie des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung. Michael Wellner, der sich vor Gericht als Anarchisr bekannte, wurde zu drei Jahren schwerem Kerker, verschärft durch einen Fasttag vierteljährig, verurteilt.

Nach seiner Entlassung aus der Haftanstalt Stein [zu Krems an der Donau] (Niederösterreich) begab sich Michael Wellner nach Budapest (Ungarn), wo er aber schon am 18. August 1899 verstarb.

  • Neulerchenfeld, Niederösterreich [zu Wien 16.], Bernardgasse 16 [Hasnerstraße] (belegt für 1878 bis 1880)
  • Hernals, Niederösterreich [zu Wien 17.], Sautergasse 3 (belegt für 1885)
  • Hernals, Niederösterreich [zu Wien 17.], Lobenhauerngasse 4 (belegt für 1889 bis 1894)
  • Budapest, Ungarn, VIII., Storchengasse 33 [Gólya utca] (Sterbeadresse)
Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Was thun? [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1891], unpaginiert (2 Seiten). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 5. Mai 1891 in Österreich verboten.

  • 2

    Vgl. [anonym]: Aufruf. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], unpaginiert (2 Seiten).

  • 3

    Vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1892], Flugblatt; Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Zum alten Flugblatt vgl. [anonym]: An die Arbeiter im Soldatenrock! [London]: [Druckerei der Zeitung »Die Autonomie«] [1887], Flugblatt; Sonderdruck aus der Zeitung »Die Autonomie« (London), 1. Jg., Nr. 1 (6. November 1886), S. 2–3, weshalb die Weiterverbreitung der Zeitung mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 17. November 1886 in Österreich verboten wurde. Die Weiterverbreitung des Flugblattes selbst wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 14. März 1887 in Österreich verboten.

  • 4

    Vgl. [anonym]: Anweisung zur Herstellung eines Sprengstoffes von bedeutender Stärke. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (2 Seiten); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12. Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 30. Jänner 1893 in Österreich verboten.

  • 5

    Vgl. [anonym]: Aufruf an die österreichische Volksmasse. [Wien]: [Stefan Hanel und Franz Haspel] [1893], unpaginiert (1 Seite, jedoch zum Falten gedacht); Fundort: Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien, Flugblattsammlung Lade 9, Mappe 12.