Franz Dhü (1857–1939)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Ehe: ja
Biographie
Franz Dhü, Sohn einer Keuschlerin und eines Keuschlers, absolvierte eine Schuhmacherlehre und arbeitete als Schuhmachergehilfe in Graz (Steiermark), wo er Lesen und Schreiben lernte. Schließlich ließ sich Dhü, der nach Ungarn zuständig war, in Laibach (Krain [Ljubljana, Slowenien]) nieder, wo er Mitglied des »Arbeiter-Bildungsvereins in Laibach« wurde und sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Als im November 1882 der Scheidergehilfe Jakob Waitz nach Laibach kam, um für das Programm der Wiener Radicalen zu werben, sprach sich Dhü für dieses aus. Franz Dhü wurde im Zuge der großen Verhaftungswelle von Radicalen am 8. Juli 1884 in Laibach verhaftet, aber am 14. September 1884 aus der Untersuchungshaft entlassen.
Vom 6. bis 11. Dezember 1884 fand vor dem Landes- als Schwurgericht Klagenfurt / Celovec [Klagenfurt am Wörthersee / Celovec ob Vrbskem jezeru ] (Kärnten) der so genannte Anarchistenprozess gegen fünf verhaftete Radicale aus Laibach wegen der Verbrechen des Hochverrats, der Majestätsbeleidigung und der Störung der öffentlichen Ruhe sowie des Vergehens gegen die öffentliche Sicherheit statt: Franz Dhü, der Buchbindergehilfe Eduard Kriegl (1858–?), der Schneidermeister und Gastwirt Franz Sturm (1851–?, der Schuhmachermeister Ferdinand Tuma (1843–1926) und der Schneidermeister Franz Železnikar (1843–1903). Franz Dhü habe dies durch die Verbreitung von verbotenen Druckwerken begangen. Franz Železnikar wurde wegen der Verbrechen des Hochverrats und der Störung der öffentlichen Ruhe zu acht Jahren schwerem Kerker verurteilt, die anderen Angeklagten, darunter Dhü, wurden freigesprochen. Im Rekursverfahren erhöhte das Oberlandesgericht Graz die Strafe Franz Železnikars am 27. Jänner 1885 auf zehn Jahre schwerem Kerker, verschärft durch Fasten. Bei dem Prozess kam es übrigens zu einem heftigen Gefühlsausbruch: Publikum wie Geschworene brachen in Tränen aus, als der Verteidiger Friedrich Elbogen (1854–1909) in seinem Plädoyer berichtete, wie das Kind Franz Sturms starb, als aus der Mutterbrust Blut statt Milch gekommen sei. Dies sei eine Folge des Schreckens über die Verhaftung des Familienvaters gewesen.
Franz Dhü schloss sich später der Sozialdemokratie an. Am 25. März 1889 fand in Laibach eine freie Arbeiterversammlung statt, auf der die Herausgabe einer sozialdemokratischen slowenischen Arbeiterzeitung beschlossen und Franz Dhü in das Herausgeberkomitee gewählt wurde.
Kategorien
Karte
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Februar 2025
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
Copyleft