Johann Dobril
Persönliche Daten
Biographie
Johann Dobril arbeitete als Lithograf in Wien, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss.
Am 2. September 1883 versammelten sich trotz behördlichen Verbots in »Voglsang’s Gartenrestaurant« (Anton Voglsang) in Wien 4., Schönbrunner Straße 2, Arbeiterinnen und Arbeiter zu einer vom Webergehilfen Franz Schustaczek (1850–1908) einberufenen Volksversammlung unter freiem Himmel mit der Tagesordnung »Die Verteuerung der Lebensmittel und der Wohnungen«. Es war dies der Tag, an welchem Erzherzogin Elisabeth Marie von Österreich-Ungarn (1883–1963) – sie wurde unter dem Ehenamen Elisabeth Marie Petznek 1925 Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« – (►14. August 1883) geboren wurde. Gegen 9 Uhr vormittags fanden sich an die 1.500 Arbeiter ein. Als die Versammlung eröffnet werden sollte, ließ der Polizei-Bezirksinspektor den Restaurationsgarten räumen. Etwa 300 Arbeiter sammelten sich jedoch auf dem Neubaugürtel, Wien 7. und 15., und zogen in Reihen formiert zum Schmelzer Exerzierplatz, Wien 15., wohin sich die Sicherheitskräfte zurückgezogen hatten. Gegen 10 Uhr umringten Arbeiterinnen und Arbeiter die Exekutive, johlten und pfiffen, worauf der Polizei-Bezirksinspektor Verstärkung holen ließ. Bald erschienen drei Abteilungen Sicherheitswache zu je 50 Mann und zwangen die Arbeiter, den Exerzierplatz in Richtung Breitensee (Niederösterreich [zu Wien 14.]) zu verlassen. Gegen 12 Uhr mittags sammelten sich etwa 200 Arbeiter, welche schon am Vormittag auf dem Schmelzer Exerzierplatz demonstriert hatten, am Neubaugürtel. Da sie der Aufforderung der Sicherheitswache, den Platz zu räumen, nicht nachkamen, wurden fünf Arbeiter verhaftet, darunter Johann Dobril.
Am 22. September 1883 fand vor dem Landes- als Erkenntnisgericht Wien der Prozess gegen Johann Dobril wegen Verbrechens der öffentlichen Gewalttätigkeit und des Vergehens des Auflaufs statt. Er sei einer der Arbeiter gewesen, der einen etwa dreihundertköpfigen Arbeitertrupp am Neubaugürtel (Wien 7. und 15.) zum Angriff auf die Wache geführt, die Wache geschmäht und angegriffen habe. Außerdem sei er am Versuch beteiligt gewesen, einen von der Truppe abgekommenen Wachmann vom Pferd zu reißen, und habe gerufen: »Reißt den Bluthund herunter!« Im Sinne der Anklage wurde Johann Dobril, der nur die Gewalttätigkeiten zugab, zu fünf Monaten schwerem Kerker verurteilt.
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Autor: Reinhard Müller
Version: Oktober 2025
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