Andreas Eßl (1834–1890)

Persönliche Daten
Namensvarianten
ungarische Namensform: András Essl
auch: Andreas Essel
auch: András Essel
auch: András Eszel
Geburtsdatum
1834
Sterbedatum
2. März 1890
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch

Ehe: mit Amélie Liss, d. i. Amelie Liss (in Sachsen um 1836 – Budapest, Ungarn 8. September 1896): Hausfrau
Kinder: drei

Biographie

Andreas Eßl absolvierte eine Schneiderlehre und übersiedelte 1857 nach Pest / Pesth [zu Budapest] (Ungarn), wo er zunächst als Schneidergeselle lebte, dann 1869 ein gutgehendes Geschäft als Herrenschneidermeister eröffnete. Hier stieß er zur Arbeiterbewegung, wurde Mitglied des 1869 gegründeten »Népgyülés-club« (Volksversammlungs-Club) und wurde 1870 Vizepräsident und im Mai 1871 Präsident des in der Tradition von Ferdinand Lassalle (1825–1864) agierenden »Általános Munkás Egylet« (Allgemeiner Arbeiterverein) in Pest / Pesth. In dieser Funktion setzte er sich als Sprecher einer Deputation beim Oberstadthauptmann von Pest / Pesth für die vierundzwanzig wegen Störung der öffentlichen Ruge und Ordnung seit dem 13. Juni 1871 inhaftierten Sozialdemokraten aus Pest / Pesth und Wien ein und wurde dort am 16. Juni 1871 verhaftet. Andreas Eßl, Mitglied des am 12. Juni 1871 gegründeten Zwölferkomitees, wurde in dem vom 22. bis 29. April 1872 am königlichen Strafgericht in Pest / Pesth öffentlich verhandelten Prozess gegen achtundzwanzig Sozialdemokraten, alles Mitglieder des »Általános Munkás Egylet«, des Verbrechens des Hochverrats angeklagt. Andreas Eßl wurde der Gründung eines geheimen Clubs und beschuldigt und am 30. April 1872 aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Dieser Urteilsspruch wurde am 29. Jänner 1873 vom Strafsenat des Obersten Gerichtshofes in Pest / Pesth bestätigt. Andreas Eßl, später auch Kassier der » Munkás-Betegpénztár« (Arbeiter-Krankenkasse), war 1873 Mitbegründer der »Magyarországi Munkáspárt« (Ungarische Arbeiterpartei) und 1878 der »Nemválasztók Pártjá« (Partei der Nichtwähler).

Andreas Eßl, angeblich Mitherausgeber der seit 4. Oktober 1879 erscheinenden »Schneider-Fachzeitung« (Wien), hielt sich 1880 auf der Durchreise von einem Verwandtenbesuch in seiner bayerischen Heimat in Wien auf. Am 19. September 1880 wurde er wegen sozialistischer Umtriebe aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also aus der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen: »Nach Ungarn. [...] 38 Eßl Andreas, Herrenschneider, zu Windisch-Eschenbach in Baiern geb. und heimathsberechtigt und seit 1857 in Budapest wohnhaft, 46 J. alt, verh., am 19. September l. J. von der k. k. Pol.-Dion. Wien aus Rücksichten für öffentl. Ordnung, weg. agitatorischer Thätigkeit zu Gunsten der staatsgefährlichen Bestrebungen der social-demokratischen Partei.«1

Nach Ablehnung seines Rekurses wurde Andreas Eßl im Oktober 1880 nach Pozsony / Preßburg (Ungarn [Bratislava, Slowakei]) abgeschafft und der dortigen Stadthauptmannschaft übergeben. Andreas Eßl wurde dann Mitglied der im Mai 1880 gegründeten »Magyarországi Általános Munkáspárt« (Ungarische Allgemeine Arbeiterpartei), wo er dem radicalen Flügel angehörte. Andreas Eßl trennte sich dann von der »Magyarországi Általános Munkáspárt« und gründete mit András Szalay (1857–1884) die vom 18. März 1883 bis 30. November 1884 erschienene radicale Zeitung »Népakarat« (Budapest; Volkswille). Später schloss sich Andreas Eßl wieder der »Magyarországi Általános Munkáspárt« an.

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