Renato Mordo (1884–1955)

Persönliche Daten
Namensvarianten
griechische Namensform: Ρενάτο Μόρντο
Pseudonym: –rd–
Pseudonym: Renatus
Geburtsdatum
3. August 1884
Geburtsort
Sterbedatum
5. November 1955
Sterbeort
Religionsbekenntnis
evangelisch, seit 16. Juni 1922 römisch-katholisch

Vater: Rudolf Mordo; d. i. Rodolfo Mordo (Smyrna, Osmanisches Reich [İzmir, Türkei] 1. Juni 1870 – Wien 15. Juli 1932): Eiergroßhändler; Heirat in Wien am 26. März 1893 mit:
Mutter: Regine Mordo, geborene Grossmann; auch: Recha Mordo, Rechlette Mordo (Wien 17. Juni 1870 – Ghetto Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren [Terezín, Tschechien] 7. April 1945, ermordet), Tochter einer Hausfrau und eines Kaufmanns; am 1. April 1943 aus Wien in das Ghetto Theresienstadt deportiert
Ehe: in Wien am 17. Juni 1922 mit Trude Wessely, d. i. Gertrud Maria Anna Wessely (Salzburg, Salzburg 21. April 1899 – Salzburg, Salzburg 25. März 1978), Tochter einer Hausfrau und eines Richters: Schauspielerin
Sohn: Peter Rudolf Mordo; Pseudonym: Peter Morton (Oldenburg, Freistaat Oldenburg [Niedersachsen] 26. März 1923 – Stuttgart, Baden-Württemberg 12. März 1985): Komponist und Programmreferent am Stuttgarter Rundfunk

Biographie

Renato Mordo, Sohn eines aus Smyrna (Osmanisches Reich [İzmir, Türkei]) nach Wien zugezogenen, nach der Eheschließung zum Protestantismus konvertierten jüdischen Eiergroßhändlers, absolvierte das Gymnasium in Wien. Er studierte Germanistik, Kunst- und Musikgeschichte an der Universität Wien und besuchte gleichzeitig 1914 bis 1917 die Akademie für Musik und darstellende Kunst (heute Universität für Musik und darstellende Kunst) in Wien. Bereits am 2. Februar 1912 trat er als Schauspieler im Rahmen des »Verbandes österreichischer Künstler und Kunstfreunde« in Wien auf,1 und am 14. April 1912 wurde sein Werk »Die Weiberfeinde. Operette in einem Aufzug« mit der Musik von Paul Engländer in der Neuen Wiener Volksbühne uraufgeführt.2

Etwa um diese Zeit stieß Renato Mordo zur anarchistischen Bewegung, publizierte 1913 in Karl F. Kocmatas (1890–1941) Zeitung »Zukunft!« (Wien) und arbeitete 1917 bis 1918 – teilweise unter dem Pseudonym »Renatus« – an dessen Zeitschrift »Ver!« (Wien) mit. 1917 erschien Mordos einziger Gedichtband.

Danach wandte sich Renato Mordo dem Theater zu. Er war Mitbegründer der von jungen Künstlern am 8. Jänner 1917 in Wien gegründeten »Österreichischen Bühne«, war in der Spielsaison 1917/1918 Spielleitergehilfe am Vereinigten Stadttheater Teplitz-Schönau (Böhmen [Teplice, Tschechien]) und Aussig (Böhmen [Ústi nad Labem, Tschechien]), 1918/1919 und 1919/1920 Schauspieler und Spielleiter am Stadttheater Kattowitz (Preußen [Katowice, Polen]).

1920 wurde Renato Mordo Oberspielleiter, 1921 Direktor und 1923 Intendant am Oldenburgischen Landestheater in Oldenburg (Freistaat Oldenburg [Niedersachsen]), wo er seine Vorstellungen eines allen sozialen Schichten offenen Theaters durch Aufführungen im öffentlichen Raum umzusetzen versuchte. Wegen des Konflikts um sein Verständnis von Theater im Herbst 1923 kehrte er 1924 nach Wien zurück.

In Wien hatte Renato Mordo, nachdem er 1922 zum Katholizismus konvertiert war, bereits 1922 die Schauspielerin Trude Wessely (1899–1978) geheiratet. Am 10. Februar 1924 inszenierte Mordo »Hinkemann« von Ernst Toller (1893–1939) am Raimund Theater zugunsten notleidender Schauspieler. Außerdem arbeitete er 1924 am Modernen Theater und in der Volksoper. Schließlich wurde er für die Spielsaison 1924/1925 als Spielleiter am Raimund Theater und den damit verbundenen Schauspielhäusern Deutsches Volkstheater und Neue Wiener Bühne angestellt, wo er auch für das so genannte Kindertheater inszenierte. Außerdem machte er 1925 Inszenierungen im Kleinen Theater in der Annagasse und im Schönbrunner Schlosstheater.

In der Spielsaison 1925/1926 war Renato Mordo Schauspieldirektor und künstlerischer Leiter an den Vereinigten Theatern in Breslau (Niederschlesien [Wrocław, Polen]), Lobe-Theater und Thalia-Theater, 1926/1927 und 1927/1928 Schauspieldirektor an der Komödie Dresden (Sachsen), 1928/1929 bis 1931/1932 Oberregisseur der Oper und des Schauspiels am Hessischen Landestheater in Darmstadt (Hessen). Daneben arbeitete der in Wiesbaden (Preußen [Hessen]) wohnende Mordo auch im Neuen Theater in Frankfurt am Main (Hessen). Nach einem Konflikt mit der Verwaltungskommission des Hessischen Landestheaters wurde er mit Jahresbeginn 1932 fristlos entlassen, wobei aber die Entlassung durch das Frankfurter Bühnengericht rückgängig gemacht wurde. Dennoch verließ er dieses Theater und bewarb sich 1932 vergeblich um die Direktion des Volkstheaters in Wien. 1932 bis 1938 war Renato Mordo Oberspielleiter der Oper, der Operette und des Schauspiels am Neuen Deutschen Theater in Praha / Prag (Tschechoslowakei [Praha, Tschechien]), wo er im Neuen Theater und an der Kleinen Bühne inszenierte. Außerdem war er ab 1934 Lehrer für operndramatischen Unterricht und Opernregie an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag.

1939 emigrierte Renato Mordo mit seiner Familie nach Athen ‹Αθήνα› (Griechenland), wo er als »Ρενάτος Μόρδος« 1939 Mitglied des Nationaltheaters (Εθνικό Θέατρο) wurde. Hier gründete er als Sektion des Nationaltheaters die Staatsoper (Εθνική Λυρική Σκηνή) und wurde deren Direktor. Am 21. August 1941 wurde in Athen »Pfeffer und Salz. Musikalische Komödie in drei Akten von Renato Mordo. Musik von Walter Pfeffer und Peter Morton« uraufgeführt. Im Zuge der Judenverfolgung in Griechenland wurde Renato Mordo 1943 verhaftet und in das deutsche Konzentrationslager Haidari in Chaidari ‹Χαϊδάρι› [zu Athen ‹Αθήνα›, Griechenland] gebracht. Nach dem Abzug der Deutschen Wehrmacht im September 1944 freigelassen, konnte er seinen alten Posten an der nunmehr eigenständigen Staatsoper wieder antreten. 1947 wurde er nach ungeklärten Denunziationen entlassen.

Noch 1947 gab Renato Mordo ein Gastspiel an der Wiener Staatsoper, nämlich in der Volksoper und im Neuen Wiener Schauspielhaus. Außerdem wurde er hier Mitglied der »Genossenschaft dramatischer Schriftsteller und Komponisten«. Vom Jänner 1948 bis 1951 war Mordo Leiter der neu erbauten Opernbühne Opera Sahnesi in Ankara (Türkei). Außerdem war er hier ab März 1948 als Professor für Oper und Schauspiel tätig. In der Spielsaison 1951/1952 war Mordo wieder in Athen und gab 1952 ein halbjähriges Gastspiel am Theater Habimah (הַבִּימָה) in Tel Aviv-Jaffa ‹תל אביב-יפו› (Israel). Ab der Spielsaison 1952/1953 war er schließlich Oberregisseur am Stadttheater Mainz (Rheinland-Pfalz).

Adressen

  • Wien 2., Blumauergasse 23 (Geburtsadresse)

Bücher und Broschüren

  1. Heilige Stunden. Gedichte. Heidelberg: Saturn-Verlag Hermann Meister 1917, 35 S.

  2. Salzburg ausverkauft. Revue von Renato Mordo. Musik von Iwan Francis und Hans Lang. Wien: Wiener Operetten-Verlag [1936], 62 Bl.

  3. 50 Jahre Neues deutsches Theater in Prag. Beiträge zum Jubiläum 1888–1938. Redigiert von Renato Mordo und Karl Schulderpacher. [Prag]: Verlag der Blätter des deutschen Theaters 1938, 103 S. und 21 Bl.

Periodika

  1. Dramaturgische Blätter des Oldenburger Landestheaters (Oldenburg), 1.–2. Jg. (1920/1921–1921), Herausgeber.

  2. Der Ziehbrunnen. Oldenburger Blätter für Theater, Literatur und bildende Kunst (Oldenburg), 2. Jg., H. 1–3 (März–Mai 1921), Herausgeber.

Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Vorträge und Vereinsnachrichten, in: Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblatt (Wien), 46. Jg., Nr. 30 (1. Februar 1912), S. 5.

  • 2

    Vgl. [anonym]: Auf der Neuen Wiener Volksbühne in Floridsdorf […], in: Neue Freie Presse. Morgenblatt (Wien), [48]. Jg., Nr. 17105 (6. April 1912), S. 13, und [anonym]: An der Neuen Wiener Volksbühne in Floridsdorf […], in: Neues Wiener Tagblatt (Wien), 46. Jg., Nr. 94 (6. April 1912), S. 16.