Franz Kammerer (1854–)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Franz Xaver Kammerer
Geburtsdatum
12. Januar 1854
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, seit 21. April 1897 konfessionslos
Berufe

Vater: Franz Xaver Kammerer (Alservorstadt, Niederösterreich [zu Wien 9.] 1. Mai 1824 – Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 23. Oktober 1893), unehelicher Sohn einer Wäscherin: Weichenwächter bei der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn; Heirat in Jedlesee (Niederösterreich [zu Wien 21.]) am 31. August 1852 mit:
Mutter: Franziska Kammerer, geborene Francisca Überreiter (Tulln, Niederösterreich 3. November 1825 – Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 26. Jänner 1900), Tochter einer Inwohnerin und eines Inwohners: Hausfrau
Schwester: Totgeburt (Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 1. Jänner 1856)
Bruder: Michael Kammerer (Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 17. Jänner 1857 – ?): Bahnaufseher bei der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn; Heirat in Priwoz (Mähren [Přívoz, zu Ostrava, Tschechien]) am 2. März 1886 mit Rosa Auf (Priwoz, Mähren [Přívoz, zu Ostrava, Tschechien] 20. August 1860 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Magazinoberaufsehers: Hausfrau
Bruder: Johann Kammerer (Stiebnig, Österreichisch-Schlesien [Jistebník, Tschechien] 31. August 1859 – Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 18. April 1893): Fabrikarbeiter. Er wurde im Februar 1848 in seiner zuständigen Heimatgemeinde Jedlesee (Niederösterreich [zu Wien 21.]) vorübergehend konfiniert. Erste Heirat in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) am 24. Mai 1885 mit Maria Johann Brandstätter (Hernals 25. Februar 1860 – ?), Tochter einer Hausfrau und eines Taglöhners; Trauzeuge war sein Bruder Michale Kammerer; zweite Heirat in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) am 31. Oktober 1886 mit Anna Durst (Jedlesee, Niederösterreich [zu Wien 21.] 17. Mai 1862 – ?, Tochter einer Hausfrau und eines Schiffmanns); die Witwe Anna Kammerer heiratete in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]) am 5. November 1893 den Kanzleidiener bei der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn Karl Mortinger (Altbrünn, Mähren 21. Oktober 1852 – ?)
Bruder: Anton Kammerer; Pseudonym: A. Marmerek; Decknamen: Josef Blum, Matthias Haller, Arnold Otter, Konrad Wilkens (Stiebnig, Österreichisch-Schlesien [Jistebník, Tschechien] 5. April 1862 – Wien 20. September 1884, hingerichtet): Buchbinder, Eisenbahnarbeiter; Radicaler, Sozialrevolutionär, Anarchist
Schwester: Therese Kammerer
Ehe: in Deutsch-Wagram (Niederösterreich) am 21. Oktober 1879 mit Maria Kießling (Deutsch-Wagram, Niederösterreich 16. März 1849 – ?), außereheliche Tochter: Hausfrau
Tochter: Louise Kammerer (11. März 1881 – Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 23. Jänner 1900): Beamtin
Sohn: Anton Kammerer (Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 15. Februar 1883 – Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 13. Juli 1883): an den Fraisen verstorben
Sohn: Richard Kammerer (Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 15. Februar 1883 – Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.] 5. Juli 1883): an Lungenentzündung verstorben
Tochter: Theresia Kammerer (Neusiedl, Mähren [Novosedly (okres Břeclav), Tschechien] 3. März 1886 – ?): Handarbeiterin

Biographie

Franz Kammerer war Partie- beziehungsweise Oberpartieführer und zuletzt Wagenstandschreiber bei der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn in Floridsdorf (Niederösterreich [zu Wien 21.]). Anlässlich der Verhaftung seines Bruders Anton Kammerer (1862–1884), der am 15. Dezember 1883 den in der radicalen Arbeiterschaft verhassten Polizeikonzipisten Franz Hlubek (1854–1883) erschossen hatte und der auch noch mehrerer anderer Attentate beschuldigt wurde, kam es auch zur Beschlagnahme von Briefen Franz Kammerers. Einige dieser Briefe Franz Kammerers schrieb der bekannte sozialdemokratische Historiker Herbert Steiner (1923–2001) fälschlich Anton Kammerer zu, als Beleg dafür, dass Anton Kammerer ein verkommenes Individuum gewesen sei.1 Es war beispielsweise nicht Anton Kammerer, der sich dem Vorstand des Sicherheits-Bureaus Karl Anton Breitenfeld (1830–1900) anbiederte und dessen Protektion suchte, sondern Franz Kammerer, der damals von der Eisenbahn wegwollte und einen neuen Arbeitsplatz suchte. Franz Kammerer wurde im Februar 1884 in seiner zuständigen Heimatgemeinde Jedlesee konfiniert, erhielt aber im März 1884 von der Wiener Polizeidirektion eine Reisebewilligung für Deutschland und die Schweiz auf ein Jahr. Schließlich fand Franz Kammerer eine andere Arbeit in Neusiedl (Mähren [Novosedly (okres Břeclav), Tschechien]).

Adressen

  • Jedlesee, Niederösterreich [zu Wien 21.], Jedlesee 89 (Geburtsadresse)
  • Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Bahnwächterhaus 2–3 (1879)
  • Floridsdorf, Niederösterreich [zu Wien 21.], Donaustraße 13 (1883)
Karte
  • 1

    Vgl. Herbert SteinerDie Arbeiterbewegung Österreichs 1867 – 1889. Beiträge zu ihrer Geschichte von der Gründung des Wiener Arbeiterbildungsvereins bis zum Einigungsparteitag in Hainfeld. Wien: Europa-Verlag 1964 (= Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Arbeiterbewegung in Österreich. 2.), S. 223–224. Auch für Steiners Behauptung, dass die Polizei Anton Kammerer verschiedene Versprechungen gemacht habe, gibt es keinerlei Beweise. Leider wurden diese falschen Feststellungen Steiners immer wieder in – meist sozialdemokratischen – Studien kommentar- und kritiklos übernommen.