Carl Julius Haidvogel (1891–1974)

Persönliche Daten
Geburtsdatum
13. September 1891
Sterbedatum
25. Dezember 1974
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch, seit 13. Jänner 1927 konfessionslos, dann evangelisch (A. B.)

Vater: Carl Haidvogel (Währing, Niederösterreich [zu Wien 18.] 19. Oktober 1857 – Wien 21. Mai 1906), Sohn eines Deckenmachers: Packer bei der Nordbahn, später Oberkondukteur der Nordbahn; Heirat in Währing (Niederösterreich [zu Wien 18.]) am 23. Mai 1888 mit:
Mutter: Juliana Haidvogel, geborene Glößl (Braunsdorf [zu Sitzendorf an der Schmida], Niederösterreich 3. Februar 1851 – Wien Jänner 1933), Tochter einer Inwohnerin und eines Inwohners und Schuhmachers: Hausfrau
Ehe: in Wien am 8. Februar 1919 mit »Lotte« Caroline Eleonora Teufelberger (Zellerndorf, Niederösterreich 9. September 1895 – Wien 26. Dezember 1965), Tochter einer Hausfrau und eines Nordwestbahn-Beamten und Postmeisters: Hausfrau
Sohn: Gerhard Haidvogel (Wien 14. Jänner 1921 – Graz, Steiermark 5. März 2012): Dipl.-Ing., Architekt

Biographie

Carl Julius Haidvogel absolvierte das Sophiengymnasium in Wien. Nach der Reifeprüfung arbeitete er zunächst als Hauslehrer. 1912 trat er in den Dienst beim Magistrat der Stadt Wien ein, zuerst als Kanzleipraktikant, dann als Kanzleioffizial, schließlich als Standesbeamter, ab 1921 als Steueramtsoffizial und ab 1922 als Rechnungsrat beziehungsweise Rechnungsoberrevident. Nebenberuflich war er auch als Lektor am Volksbildungshaus »Wiener Urania« und als Dramaturg der 1925 gegründeten »Bühne der Jungen«, Wien 1., Riemergasse 11, aktiv, wo 1927 auch sein Stück »Die Wiedergeburt in Kain« wiederaufgeführt wurde. Haidvogel, schon als Gymnasiast schriftstellerisch tätig.

1915 bis 1916 war Carl Julius Haidvogel Soldat im Ersten Weltkrieg. Nachdem er schwer erkrankte, lernte er im Mai 1918 als Pflegling einer Heilstätte für Kriegsbeschädigte Karl F. Kocmata (1890–1941) kennen, der sein erster Verleger wurde und dem er bis zu dessen Tod freundschaftlich verbunden blieb. Haidvogel war 1919 bis 1920 Mitglied der »Anarchisten-Vereinigung Revolution!« und 1919 bis 1921 der »Freien Künstlervereinigung Ver!«, in deren Rahmen er am 27. April 1919 in Purkersdorf (Niederösterreich) an einer Wohltätigkeitsveranstaltung für die Niederösterreichische Landes-Blindenanstalt teilnahm. Er veröffentlichte 1918 bis 1921 in der Zeitschrift »Ver!« (Wien) und 1919 bis 1920 in der Zeitung »Revolution!« (Wien) und war 1918 Autor der Schriftenreihe »Das neue Gedicht« im »Verlag des Ver!«. Am 8. Dezember 1919 las er im Vereinsheim des »Wiener Schriftstellerinnenvereins ›Die Scholle‹« in Wien 2., Lilienbrunngasse 1a, im Rahmen der »1. Jahresfeier der Gründung und des Erscheinens von ›Erkenntnis und Befreiung‹« des »Bundes herrschaftsloser Sozialisten« und der »Herrschaftslos-sozialistischen Vereinigung geistiger Arbeiter ›Freiheit‹« aus eigenen Dichtungen, ebenso am 16. Dezember 1919 im Saal des »Wissenschaftlichen Klubs« in Wien 6, Getreidemarkt 7, im Rahmen des »Zweiten jungdeutschen Autorenabends«. Am 21. Dezember 1919 las und sang er zur Laute eigene Dichtungen bei einer Veranstaltung der neugegründeten »Anarchisten-Vereinigung Revolution!« im »Wiener Ring-Café« (Heinrich Porges) in Wien 1., Stubenring 18. Am 18. Jänner 1920 las er im Saal des »Wissenschaftlichen Klubs« in Wien 6, Getreidemarkt 7, bei einem von der Schriftleitung der Zeitschrift »Die Insel« (Wien) veranstalteten Autorenabend eigene Texte, ebenso hier am 27. Jänner 1920 bei einem von der »Wiener Literarischen Gesellschaft« organisierten Autorenabend. Am 21. März 1920 las Haidvogel im Klubsaal des Volksbildungshauses »Wiener Urania« in Wien 1., Uraniastraße 1, eigene Gedichte aus »Phrygische Zipfelhaube«, Grotesken und den Einakter »Die Lebendigen« aus dem Revolutionsdrama »Die Wiedergeburt in Kain«. Am 9. Oktober 1920 wurde sein pazifistisches Stück »Die Wiedergeburt in Kain« in den Kammerspielen des Deutschen Landestheaters [heute Stavovské divadlo] in Praha / Prag (Tschechoslowakei [Praha, Tschechien]) unter der Regie von Hans Demetz (1895–1981) uraufgeführt.

Schon bald danach wandte sich Carl Julius Haidvogel immer mehr von der anarchistischen Bewegung ab. Allerdings bekundete er seine Verbundenheit mit Karl F. Kocmata noch als Mitarbeiter von dessen Zeitschrift »Das Gesindel« (Wien) 1925 und dessen Zeitung »Anti-Abend« (Wien) 1926. Damals sympathisierte Haidvogel auch mit der »Wochenend- und Siedlungsbewegung« des Wiener Gemeinderats Anton Weber (1878–1950). Haidvogel war 1928 bis 1934 Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« und trat 1937 dem »Bund deutscher Schriftsteller Österreichs« bei. Er publizierte zwar nicht in dessen Bekenntnisbuch, doch war er einer der Unterzeichner des am 27. März 1938 in der Zeitung »Tagespost« (Graz) erschienenen Artikels »Bekenntnis des Bundes deutscher Schriftsteller zum Führer«. 1939 wurde er Blockshelfer der »Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands«. 1941 war er einer der wenigen Teilnehmer am Begräbnis von Karl F. Kocmata.

1946 wurde Carl Julius Haidvogels Buch »Die Pfeiler Gottes« (1942) in Österreich in der sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der gesperrten Autoren und Bücher gesetzt. 1952 wurde Haidvogel als Oberamtsrat des Magistrats Wien pensioniert. Er erhielt den Berufstitel Professor und 1971 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Wenige Wochen vor seinem Tod zog Haidvogel zu seinem Sohn nach Graz (Steiermark).

Adressen

  • Weinhaus, Niederösterreich [zu Wien 18.], Herrengasse 6 (Geburtsadresse)
  • Wien 3., Riesgasse 4/2/14 (letzte Wohnadresse in Wien)

Bücher und Broschüren

  1. Der heimliche Spiegel. Wien: Im Verlag des Ver 1918 (= Das neue Gedicht. Eine zwanglose Folge. Herausgeber: Karl F. Kocmata. VII.), 15 S.
  2. Die Wiedergeburt in Kain. Drei Revolutionsakte. Wien – Zürich – Leipzig: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte 1920, 45 S.
  3. Golgatha. Ein Zyklus. Mit einem Geleitwort von Karl F. Kocmata. (Umschlagentwurf von Otto Feil.) Wien – Berlin – Leipzig – New York: Internationaler Verlag »Renaissance« (Erdtracht) 1922, 32 S., enthält auch Karl F. Kocmata (1890–1941): Der journalistische Weihrauch […], S. 3–6. Illustrator: Otto Feil (1894–1985).
    b) Golgatha. Ein Zyklus. Mit einem Geleitwort von André Chamson. 2. Auflage. Wien: Verlag des Versöhnungsbundes 1929, 23 S. Geleitwort von André Chamson (1900–1983). 
  4. Bundschuh. Sieben Skitage für Genusspechte nebst einem erbaulichen Traktat über den Genussspecht. 1.–3. Tausend. Wien – Leipzig: A. Luser 1939, 117 S.
    b) Bundschuh. Sieben Skitage für Genußspechte nebst einem erbaulichen Traktat über den Genußspecht. 1.–10. Tausend. Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1947, 116 S.
  5. Soldat der Erde. Roman. München: Braun & Schneider 1939, 363 S.
    b) Einer am Rande. Roman. München: Braun & Schneider 1939, 363 S.
    c) Einer am Rande. Roman. 6.–16. Tausend. Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1946, 333 S.
  6. Die Pfeiler Gottes. Roman. (Buchausstattung von Grete Hartmann.) Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1942, 346 [356] S. Buchausstatterin: Margaretha Hartmann (1916–1984).
  7. Herzbrunn. Gedichte. Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1943 (= Kleinbuchreihe Südost. 69.), 48 S.
  8. Wast. Erzählung. Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1943 (= Kleinbuchreihe Südost. Feldpostausgabe. 61.), 58 S.
  9. Es war einmal mein Vater. Geschichten. (Zeichnungen von Grete Hartmann.) Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1944 (= Kleinbuchreihe Südost. Feldpostausgabe. 80.), 61 S. Illustratorin: Grete Hartmann (1916–1984).
    b) Es war einmal ein Vater. Erzählungen. [Krems an der Donau]: Buchgemeinschaft Heimatland 1961 (= Buchgemeinschaft Heimatland. 26.), 79 S.
  10. Landsidl besucht die Natur. Roman. Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1944, 297 S.
    b) Liebelei mit Pan. Landsidl besucht die Natur. Roman. Wien: Eduard Wancura-Verlag [1948], 298 [306] S.
    c) Liebelei mit Pan. Roman. (Einbandentwurf von Gerhard Haidvogel. Lizenzausgabe der Deutschen Buch-Gemeinschaft Wien.) Wien: Deutsche Buch-Gemeinschaft Wien [1948], 298 S. Illustrator: Gerhard Haidvogel (1921–2012).
  11. Letzter Glaube. Sieben Briefe an einen Sohn. Buchschmuck von Gustav Axel Bergmann. 1.–10. Tausend. Wien: Wiener Verlag 1946 (= Kaleidoskop. 13.), 82 S. Illustrator: Gustav Axel Bergmann (1897–1989).
  12. Das Teufelsloch. Wien – Mödling / Kaldenkirchen: St.-Gabriel-Verlag / Steyler Verlagsbuchhandlung 1954 (= Frische Saat. 48.), 32 S.
  13. Der Reiter auf zwei Pferden oder »Wem Gott ein Amt gibt…«. Roman. Innsbruck: Österreichische Verlagsanstalt 1954, 387 S.
  14. Mädchen ohne Mann. Roman. Wien: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1954, 271 S.
  15. Herbsthimmel. Gedichte. (Einbandentwurf von Leo Schmidt, Wien.) Innsbruck: Österreichische Verlagsanstalt 1955, 66 [76] S. Illustrator: Leo Schmidt.
  16. Österreich im Schnee. Wien: Österreichische Fremdenverkehrswerbung 1955, 14 Bl.
  17. Scherben bringen Glück. Wien: Gritsch [1956] (= Große Roman-Zeitung. 101.), 16 S.
  18. Der treue Diener. Illustriert von Franz Brazda. Wien: Gasolin Gesellschaft m. b. H. 1957, 19 S. Illustrator: Franz Brazda (1903–1981).
  19. Vaterland. Erzählung. Krems an der Donau: J. Faber 1957 (= Buchgemeinschaft Heimatland. 8.), 56 S.
  20. In die Wolke geschrieben. Gedichte. Wien: Österreichische Verlagsanstalt 1961, 67 S.
  21. Das unerbittliche Glück. Erzählungen. Stuttgart: J. F. Steinkopf Verlag 1963, 166 S.
  22. Mensch nach siebzehn Uhr. Roman. Graz – Stuttgart: Leopold Stocker Verlag 1964, 315 S.
  23. Asphalt und Acker. Gedichte. Wien: Österreichische Verlagsanstalt 1966, 51 S.
  24. Salz in der Wunde. Briefe ins Niemandsland. Krems a. d. Donau: Heimatland-Verlag 1966 (= Heimatland-Verlag Krems a. d. Donau. Sonderband. 14.), 101 S.
  25. Bomm. Heitere Verse für große Kinder. Illustrationen: Ernst von Dombrowski. Wien: Österreichische Verlagsanstalt 1969, 64 Bl. Illustrator: Ernst von Dombrowski (1896–1985).

Bearbeitungen

  1. Fritz Popp (1898–1981): Die große Tat der »Starken Faust«. Ein Roman für Kinder. Bearbeitet von C[arl] J[ulius] Haidvogel. Wien: Waldheim-Eberle AG [1958] (= Die bunte Jugendreihe.), 155 S.
  • Ver! (Wien) 1918 bis 1919 und 1921
  • Revolution! (Wien / Wien – Leipzig – Berlin / Wien – Berlin) 1919 bis 1920
  • Das Gesindel (Wien) 1925
  • Der Anti-Abend (Wien) 1926
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