Anton Walchhütter (1867–1885)
Persönliche Daten
Familienverhältnisse
Vater: Anton Walchhütter (St. Dionysen [zu Bruck an der Mur], Steiermark 25. Mai 1839 – Donawitz [zu Leoben], Steiermark 27. März 1899): Eisenwerksarbeiter; Heirat in Donawitz [zu Leoben] (Steiermark) am 8. April 1869 mit:
Mutter: Maria Walchhütter, geborenen Seeberger (Weißenbach an der Enns [zu Sankt Gallen], Steiermark 21. Jänner 1848 – Donawitz [zu Leoben], Steiermark 29. Mai 1890): Handarbeiterin, Hausfrau
Bruder: Franz Seeberger, mit 18. April 1869 legitimierter Walchhütter (Mühltal [zu Leoben], Steiermark 8. März 1869 – ?)
Bruder: Urban Walchhütter (Donawitz [zu Leoben], Steiermark 24. Mai 1870 – Donawitz [zu Leoben], Steiermark 10. Dezember 1873): an einem Wasserkopf verstorben
Bruder: Lazarus Walchhütter (Donawitz [zu Leoben], Steiermark 29. November 1873 – ?)
Bruder: Engelbert Walchhütter (Donawitz [zu Leoben], Steiermark 19. September 1880 – ?)
zweite Ehe des Vaters: in Leoben (Steiermark) am 10. August 1890 mit Johanna Karner (Niklasdorf [zu Leoben], Steiermark 17. Mai 842 – Donawitz [zu Leoben], Steiermark 7. November 1898): Wäscherin
Ehe: keine
Kinder: keine
Biographie
Anton Walchhütter, zuständig nach Bruck an der Mur (Steiermark), war als Eisenwerksarbeiter in Donawitz [zu Leoben] (Steiermark) beschäftigt, wo er sich der radicalen Arbeiterbewegung anschloss. Am 26. September 1884 wurde er wegen sozialistischer Umtriebe entlassen. Unter genau diesem Datum sandte ein gewisser »Rachenfels« aus Donawitz einen Brief an den Anarchisten Josef Heidler, in welchem es um das Einschmuggeln verbotener Druckschriften über die Schweiz nach Österreich ging. Hinter dem Decknamen »Rachenfels« wurde bald der mittlerweile in Trofaiach (Steiermark) vermutete Anton Walchhütter eruiert. Das war der Beginn der so genannten Rachenfels-Affäre. Schon am 20. November 1884 wurde Walchhütter unter dem Verdacht des Hochverrats vom Kreisgericht Leoben (Steiertmark) steckbrieflich gesucht: »4617 Walchhütter Anton, Eisenwertsarbeiter, aus Trofaiach, 18 J., schlank, bartlos, bld., mit br. Aug., ist als des Verbr. des Hochberrathes dring. verd., anh. einzulief. Kreis-Ger. Leoben 20/11. 84.«1
Bereits am 31. Jänner 1885 veröffentlichte die Steiermärkische Statthalterei eine bemerkenswerte Kundmachung: »4465 Nachtrag. Walchhütter Anton, bisher Werksarbeiter in Danowiz, im J. 1867 zu Pernegg in Steiermark geb., nach Bruck a. d . Mur zust., ziemlich gr., schlank, mager, mit längl., blass., bartl. Ges., hoher Stirne, br. Aug., H. u. Augenbr., guten Zähnen, angenehmem Aeußeren u. einnehmerdem [!], freundlichem Benehmen, vom k. k. Kreis-Ger. Leoben weg.kVerbr. des Hochverrathes durch Einschmuggelung revolutionärer Druckschriften aus der Schweiz steckbrieflich verfolgt, – siehe Bl. Nr. 81, Art. 4617 v. J. 1884 – wurde am 26. September v. J. weg. sozialist. Umtriebe aus dem Gewerke zu Danowitz entlassen u. soll sich nach Angabe seiner in diesem Orte befindlichen Familie u. mehrerer Arbeiter gegenwärtig in New-York befinden. Es sprechen jedoch begründete Vermuthungen dafür, daß er sich nicht nach Amerika begeben habe, sondern, daß diese Nachricht nur zur Täuschung der Behörden verbreitet wurde u. ist sohin derselbe mit Hinblick auf dessen Gefährlichkeit u. die Wichtigkeit seiner Zustandebringung für die im Zuge befindliche strafgerichtliche Untersuchung auf das Eindringlichste auszuforschen, resp. zu verfolgen. Statthalterei Graz 31/1. 85.«2
Tatsächlich gelang Anton Walchhütter die Flucht in die USA, wo er sich in New York City (New York, USA) niederließ. Da er keine Arbeit finden konnte, wählte er noch 1885, gerade achtzehn Jahre alt, den Freitod.
Diese so genannte Rachenfels-Affäre diente den Behörden als Vorwand, den »Arbeiter-Lese-Verein Donawitz«, ein bekanntes Sammelbecken Radicaler, mit 1. Februar 1885 behördlich aufzulösen.
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Adresse
- Trofaiach, Steiermark, Trofaiach 5 (Geburtsadresse)
Karte
Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Dezember 2024
Anarchistische Bibliothek | Archiv | Institut für Anarchismusforschung | Wien
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- 1
[Anonym]: 617 Walchhütter Anton, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 81 (10. Dezember 1884), S. 322.
- 2
[Anonym]: 4465 Nachtrag. Walchhütter Anton, in: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 8 (12. Februar 1885), S. 30. – Walchhütters Geburtsort ist nicht Pernegg an der Mur (Steiermark), sondern Trofaiach (Steiermark). Mit »Danowiz« ist Donawitz [zu Leoben] (Steiermark) gemeint.