Anton Seemann (1845–1915)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Anton Kosma
mit 18. Mai 1846 legitimierter Anton Seemann
Geburtsdatum
26. November 1845
Sterbedatum
2. April 1915
Sterbeort
Religionsbekenntnis
römisch-katholisch
Berufe

Mutter: Anna Kosma (um 1827 – Graz, Steiermark 24. April 1868), Tochter einer Hausfrau und eines Bürgers bei der Finanzwache aus Zágráb / Agram (Ungarn [Zagreb, Kroatien]): Hausfrau; Heirat in Felddorf am Sattelbach (Steiermark [Polje ob Sotli,  zu Občina Podčetrtek, Slowenien]) am 18. Mai 1846 mit:
Vater: Anton Seemann (Petersburg, Böhmen [Petrohrad, Tschechien] um 1818 – Graz, Steiermark 4. Mai 1883), Sohn einer Hausfrau und eines Amtsboten: Finanzkommissär, zuletzt Kanzleioffizial
erste Ehe: in Liebenau [zu Graz} (Steiermark) am 15. Februar 1885 mit Theresia Primbs (Theiß [zu Gedersdorf], Niederösterreich 1. März 1856 – Graz, Steiermark 7. Juli 1895), Tochter einer Hausfrau und eines Bindermeisters: Näherin, dann Hausfrau
Sohn: Richard Heinrich Seemann (Graz, Steiermark 21. Jänner 1891 – Graz, Steiermark 5. Februar 1892)
zweite Ehe: in Graz (Steiermark) am 7. November 1896 mit Anna Sucher ( Szent Márton / Sankt Martin, Ungarn [Sankt Martin an der Raab / Rábaszentmárton, Burgenland] 12. November 1870 – Graz, Steiermark 11. Dezember 1915), Tochter einer Hausfrau und eines Grundbesitzers: Köchin
Tochter: Serafine Caroline Seemann (Graz, Steiermark  19. August 1898 – ?)

Biographie

Anton Seemann absolvierte eine Lehre als Uhrmacher. Er war seit mindestens 1863 in Graz (Steiermark), wohin sein Vater in die Finanz-Landesdirektion versetzt wurde, als Uhrmachergehilfe tätig. Hier schloss er sich der sozialistischen Arbeiterbewegung an.

Seit 1870 war Anton Seemann als wichtiger sozialistischer Agitator in der Obersteiermark aktiv, zunächst in Judenburg (Steiermark), dann einige Jahre in Obdach (Steiermark) und seit 1874 in Leoben (Steiermark), wo er sich als Uhrmachermeister niederließ. Am am 21. und 22. März 1876 fand vor dem Kreis- als Schwurgericht Leoben der Prozess gegen Anton Seemann, bereits wegen eines politischen Vergehens und wegen Ehrenbeleidigung abgestraft, wegen Aufwiegelung statt. Er hatte in einem Artikel in der sozialdemokratischen Zeitung »Gleichheit« (Wiener Neustadt) vom 4. Dezember 1875 schwere Vorwürfe gegen die Bezirkshauptmannschaft Leoben und die »Donawitzer Bruderlade« erhoben. Außerdem meinte er in einer Volksversammlunge, die am 1. November 1875 in Leoben stattgefunden hatte, anläßlich der Abstimmung über eine Reſolution: »Es möge an Stelle des beſtehenden Coalitionsgesetzes ein Coalitionsrecht treten, welches der bureaukratischen Interpretationskunst keine Handhabe mehr bietet und es möge der hohe Reichrath einen Schutz schaffen gegen das Vorgehen der Polizei- und Staatsbehörden, wodurch auf Grund vager Verdachtsgründe Personen oft Monate lang der Freiheit beraubt werden.«1 

Bei Anton Seemann, der sich mittlerweile der radicalen Arbeiterbewegung angeschlossen hatte, wurde am 5. April 1882 in Leoben, genauer in Mühltal [zu Leoben], eine Hausdurchsuchung durchgeführt und Seemann unter dem Verdacht der Verbreitung verbotener Druckschriften verhaftet. Er soll am 1. Mai 1881 einem Offiziersstellvertreter eines steiermärkischen Landwehrbataillons in Leoben ein Exemplar der Zeitung »Freiheit« (London) mit der Aufschrift »An unsere Brüder in der Kaserne«2 zugesendet und denselben zur Verweigerung des Gehorsams und Verletzung der Disziplin aufgefordert haben. Das Kreisgericht Leoben, das gegen Seemann wegen Verbrechens der Verleitung eines Soldaten zum Treuebruch ermittelte, trat wegen der Wichtigkeit des Falls die Zuständigkeit an das Landesgericht Graz ab. Am 25. Oktober 1882 fand vor dem Landesgericht Graz in geheimer Verhandlung der Prozess gegen Anton Seemann statt. Er wurde wegen Verbrechens der Verleitung eines Soldaten zum Treuebruch zu vier Monaten schwerem Kerker verurteilt. Seemann legte Nichtigkeitsbeschwerde ein und das Oberlandesgericht Graz kassierte am 20. Juli 1883 das Urteil ein und veranlasste eine neuerliche Voruntersuchung. Da nun die Staatsanwaltschaft von der Verfolgung zurücktrat, wurde das Verfahren am 1. September 1883 eingestellt und Seemann straffrei gestellt.

Nach eigener Anghabe habe sich Anton Seemann 1879 von der sozialistischen Arbeiterbewegung zurückgezogen.3 Er ließ sich nun in Graz als städtischer Uhrmachermeister nieder und wurde städtischer Uhrturmwächter am Grazer Schlossberg. Im Sommer 1904 reparierte er grundlegend die Uhr der so genannten Schlossberguhr am Grazer Uhrturm.

Dass er nach wie vor politisch interessiert und der Sozialdemokratie kritisch gegenüberstand, zeigt sein Angriff auf den wichtigen steiermärkischen sozialdemokratischen Arbeiterführer Hans Resel (1861–1928), dem er im Dezember 1900 unter anderem Verrat am sozialdemokratischen Programm vorwarf.5

Adressen

  • Satteldorf bei Windisch Landsberg, Steiermark [Sedlarjevo, zu Občina Podčetrtek, Slowenien], Satteldorf 11 (Geburtsadresse)
  • Leoben, Steiermark, Leoben 186 (1878)
  • Liebenau [zu Graz}, Steiermark, Liebenau 39 (1885)
  • Graz, Steiermark, Schlossberg 1 (1896 bis 1915; Sterbeadresse)
Karte
  • 1

    [Anonym]: Aus dem Gerichtssaale. [/] Schwurgerichtsverhandlung. – Leoben, in: Tagespost [/] Morgenblatt (Graz), 21. Jg., Nr. 69 (24. März 1876), S. [4].

  • 2

    Vgl. [anonym]: An unsere Brüder in der Kaserne. [Rückseite:] Wie man Kriege anzettelt. [London]: [Druck der socialdemocratischen Genossenschafts-Buchdruckerei »Freiheit«] [1880], Sonderdruck aus der Zeitung »Freiheit« (London), 2. Jg., Nr. 27 (3. Juli 1880). Die Weiterverbreitung der Druckschrift wurde mit Erkenntnis des Landes- als Pressgericht Wien vom 22. Oktober 1880 in Österreich verboten.

  • 3

    Vgl. Anton Seemann: Schicksal einer Proceßsache, in: Neue Freie Presse [/] Morgenblatt (Wien), [20]. Jg., Nr. 6842 (14. September 1883), S. 4.

  • 5

    Vgl. Anton Seemann: Zur Aufklärung der Wähler der fünften Curie, in: Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer [/] Morgen-Ausgabe (Graz), 10. Jg., Nr. 348 (16. Dezember 1900), S. 7, und Anton Seemann: »Zur Aufklärung der Wähler der fünften Curie.«, in: Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer [/] Morgen-Ausgabe (Graz), 10. Jg., Nr. 352 (20. Dezember 1900), S. 5.