Karl Farkas (1893–1971)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist bis 1918: Carl Farkas
Pseudonym: J. M. Crawford
Pseudonym: Die Zecke
Geburtsdatum
28. Oktober 1893
Geburtsort
Sterbedatum
16. Mai 1971
Sterbeort
Religionsbekenntnis
israelitisch

Vater: Moriz Farkas; d. i. Moses Wolf; ? bis 1889: Mór Farkas (Nagyvárad / Großwardein, Ungarn [Oradea, Rumänien] 27. Jänner 1858 – Wien 15. November 1931): Handlungsreisender, später Schuhfabrikant und Schuhgroßhändler; Heirat in Miskolc / Mischkolz [Miskolc] (Ungarn) am 17.November 1886 mit:
Mutter: Franziska Farkas, geborene Lang (Miskolc / Mischkolz [Miskolc], Ungarn 12. September 1862 – Wien Jänner 1922): Hausfrau
Bruder: Stefan Farkas; d. i. bis 1888: István Farkas (Budapest, Ungarn um 1887 – Wien 8. November 1902, Freitod)
Schwester: Elisabeth Farkas, verheiratete Kohn; Namensänderung 1919: Elisabeth Korff (Wien 12. August 1889 – Vernichtungslager Kulmhof, Generalgouvernement [Chełmno, Polen] Mai 1942, ermordet): Hausfrau; am 28. Oktober 1941 von Wien in das Ghetto Litzmannstadt (Generalgouvernement [Łódź, Polen]) deportiert; Heirat am 1. Jänner 1914 mit Victor Hugo Kohn, Namensänderung 1919: Victor Hugo Korff (Wien 24. August 1883 – Wien 17. Februar 1941): Kaufmann
Schwester: Katharina Farkas, verheiratete Polier (Wien 31. Mai 1900 – Generalgouvernement [Polen] 194?, ermordet): Hausfrau; Heirat mit Johann Georg Polier: Optiker und Händler mit optischen Artikeln; 1937 Umzug des Ehepaares nach Polen
Schwester: Totgeburt (Wien 21. Februar 1905)
Ehe: standesamtlich in Wien am 17. Juli 1924 und kirchlich in Wien am 27. Februar 1934 mit Anny Hán, d. i, Anna Bożena Hán (Breznitz, Böhmen [Březnice (okres Tábor), Tschechien] 13. Jänner 1896 – Wien 24. August 1979): Schauspielerin; in České Budějovice / Budweis (Tschechoslowakei [České Budějovice, Tschechien]) am 4. Februar 1944 geschieden, in Wien am 28. November 1946 neuerlich standesamtlich verheiratet
Sohn: Robert Farkas (Wien 19. August 1928 – Wien Juli 2009): 1931 an Gehirnhautentzündung erkrankt, war er geistig behindert, weshalb ihm und seiner Mutter die Einreise in die USA verweigert wurde, wohin Karl Farkas 1941 geflüchtet war

Biographie

Karl Farkas, Sohn eines 1887 nach Wien übersiedelten ungarischen Handlungsreisenden und späteren Schuhfabrikanten und Schuhgroßhändlers, hatte schon als Schüler komische Szenen verfasst. Im Juli 1912 absolvierte er die Handelsakademie und begann im März 1913 ein Studium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst (heute Universität für Musik und darstellende Kunst) in Wien. Daneben war er auch schriftstellerisch tätig, und am 22. M ai 1913 wurde – siehe unten – sein erstes Bühnenwerk uraufgeführt: »Gute Nacht. Schwank in einem Akt«. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Farkas freiwillig zum Kriegsdienst, wurde beim Kampf um die Festung Przemyśl (Galizien und Lodomerien [Polen]) 1915 durch einen Schuss verletzt und nach Wien zurückgebracht. Nach seiner Genesung wurde er an die Isonzofront abkommandiert, wo er bis November 1918 stationiert war. Seine Ausbildung an der Akademie konnte Farkas erst nach dem Ersten Weltkrieg fortsetzen. Schließlich erhielt er ein Engagement als Schauspieler für die Spielsaison 1918/1919 am Deutschen Theater in Olmütz / Olomouc (Tschechoslowakei [Olomouc, Tschechien]), und 1919/1920 am Landestheater in Ostrava / Mährisch-Ostrau (Tschechoslowakei [Ostrava, Tschechien]). In der Spielsaison 1920/1921 wurde er Schauspieler, Spielleiter und Bühnenbildner am Landestheater in Linz an der Donau (Oberösterreich) und 1921/1922 bis 1922/1923 an der Neuen Wiener Bühne. Daneben trat er an anderen Bühnen als Schauspieler auf und fungierte auch als Spielleiter. Entscheidend wurde sein Engagement beim »Bierkabarett Simplicissimus«, kurz »Der Simpl« genannt, wo er am 3. November 1921 als Conférencier erstmals auftrat. Hier feierte er große Erfolge unter dem Namen »Die Zecke« als Blitzdichter und entwickelte mit Fritz Grünbaum (1880–1941) die kabarettistische Kunstform der Doppelconférence. Am 6. Oktober 1928 fand im Wiener Stadttheater die Premiere seiner Revue »Sie werden lachen!« statt.

Im März 1938 flüchtete Karl Farkas zuerst nach Brno / Brünn (Tschechoslowakei [Brno, Tschechien]), im Juli 1938 weiter nach Paris (Frankreich). Im September 1939 wurde er als sogenannter feindlicher Ausländer im Camp de Meslay-du-Maine (Frankreich) interniert. Wieder freigelassen emigrierte Farkas im Dezember 1940 nach Spanien, dann weiter nach Portugal, von wo er in die USA reisen konnte. Seit Jänner 1941 in New York City (New York, USA), trat er vor allem in diversen Emigranten-Clubs auf, war aber auch als Librettist und Schauspieler tätig. Im Film »Boogie-Woogie Dream« (1944) fungierte er als Scriptautor und Schauspieler, letzteres auch im Film »Day break«.

Im Juli 1946 nach Wien zurückgekehrt, trat Karl Frakas erstmals am 17. Oktober 1950 wieder im »Simpl« auf, das er bis zu seinem Tod leitete. Ab 30. September 1957 hatte er auch regelmäßig Sendungen im österreichischen Fernsehen und Rundfunk. 1965 wurde ihm der Professorentitel verliehen.

1913 veröffentlichte Karl Farkas in der Zeitung »Neue Freie Worte« (Wien), und in dieser Zeitung wurde auch über die Uraufführung eines Stückes »unseres Mitarbeiters« am 22. Mai 1913 im Festsaal des kaufmännischen Vereins berichtet: »Gute Nacht. Schwank in einem Akt«.1 Die Beziehungen zum Anarchismus blieben im Leben von Karl Farkas eine kurze Episode, vermutlich auf die Jahre 1912 und 1913 beschränkt.

Adressen

  • Wien 2., Große Sperlgasse 21 (Geburtsadresse)

Bücher und Broschüren

  1. »Lenz und Liebe« und andere Kinderkrankheiten. Knüttel- und Schüttelreime. Titelzeichnung von Emerich Göndör. Leipzig – Wien: Lyra-Verlag (H. Molitor) [1922] (= Molitor’s Wiener Humorbibliothek. [1].), [16] S., Illustrator: Imre Göndör (1896–1977).

  2. Frau Lohengrin. Komödie in 3 Akten von Armin Friedmann und Fritz Lunzer. Regiebuch und Bühneneinrichtung von Karl Farkas. Wien: Theaterverlag Otto Eirich 1922, 84 S. Gemeinsam mit Armin Friedmann (1863–1939) und Fritz Lunzer (1877–1940).

  3. Ronachismus und Breitbartiraden (Damenspende der Ronacher-Redoute, 24. Februar 1923). Reime von Karl Farkas und zahlreiche andere Beiträger. Bilder von C. F. Bauer. Wien: Etablissement Ronacher 1923, [29] Bl. Illustrator: Carl Franz Bauer (1879–1954).

  4. Das Fräulein aus 1001 Nacht. Vaudeville-Operette in drei Akten von Bruno Hardt und Karl Farkas. Gesangstexte von Fritz Rotter. Musik von Robert Stolz. Berlin – München – Wien: Drei Masken-Verlag 1924, 32 S. Gemeinsam mit Bruno Hardt-Warden (1883–1954) und Fritz Rotter (1900–1984); Komponist: Robert Stolz (1880–1975).
    b) Ein Rivieratraum. (Das Fräulein aus 1001 Nacht). Operette in 3 Akten von Bruno Hardt und Karl Farkas. Gesangtexte von Fritz Rotter. Musik von Robert Stolz. Berlin – München – Wien: Drei Masken-Verlag 1925, 68 S. Regiebuch.

  5. Journal der Liebe. Revue in 2 Abteilungen (18 Bildern) von Karl Farkas und Fritz Grünbaum. Musik von Egon Neumann. Wien: Wiener Bürgertheater-Verlag G. m. b. H. 1926, 24 S. Gemeinsam mit Fritz Grünbaum (1880–1941); Komponist: Egon Neumann (1894–1948).

  6. Wien lacht wieder! Ausstattungs-Revue mit 30 Bildern von Karl Farkas und Fritz Grünbaum. Musik von Ralph Benatzky. Wien – Leipzig – New York: Verlag W. Karczag 1926, 24 S. Gemeinsam mit Fritz Grünbaum (1880–1941); Komponist: Ralph Benatzky (1884–1957).
    b) Wien lacht wieder! Posse in 30 Bildern von Karl Farkas und Fritz Grünbaum. Musik von Ralph Benatzky. Wien – Leipzig – New York: Verlag W. Karczag [1926], 126 Bl.

  7. Die Wunder-Bar. Ein Spiel im Nachtleben in 2 Teilen von Géza Herczeg und Karl Farkas. Musik von Robert Katscher. Uraufführung: 17. Februar 1930 Kammerspiele, Wien. Wien: Verlag Ludwig Doblinger [1930], 161 S., Maschinschrift autographiert. Gemeinsam mit Géza Herczeg (1888–1954); Komponist: Robert Katscher (1894–1942).

  8. Also sprach Farkas. Heiteres von Karl Farkas. Zeichnungen von Matouschek. Wien: Halm & Goldmann [1930], 59 S. Illustrator: Rudolf Matouschek (1901–1976).

  9. Der Traumexpreß. Textbuch der Gesänge. Operette in drei Akten und einem Vorspiel. Musik von Robert Katscher. Nach einer Skizze von Géza Herczeg von Karl Farkas und Fritz Grünbaum. Wien / Wien – Berlin: Verlag W. Karczag / Wiener Boheme-Verlag 1931, 27 S. Textbuch. Gemeinsam mit Géza Herczeg (1888–1954) und Fritz Grünbaum (1880–1941); Komponist: Robert Katscher (1894–1942).
    b) Der Traum-Expreß. Vollständiges Regie- und Soufflierbuch. Eine unbeabsichtigte Operette in drei Akten und einem Vorspiel nach einer Skizze von Geza Herczeg von Karl Farkas und Fritz Grünbaum. Musik von Robert Katscher. Wien / Wien – Berlin: Verlag W. Karczag / Wiener Boheme-Verlag 1931, 86 S.

  10. Die gelbe Lilie. Ungarische Rhapsodie in zwei Teilen (12 Bildern) nach dem gleichnamigen Schauspiel von Ludwig Biro von Geza Herczeg und Stefan Zagon. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Karl Farkas und Geza Herczeg. Musik von Michael Krasznay-Krausz. Wien – Berlin – London / Wien: Georg Marton Verlag / Musikverlag Edition Victor Alberti 1934, 115 S., Maschinschrift autographiert. Gemeinsam mit Lajos Biró (1880–1948), Fritz Grünbaum (1880–1941), Géza Herczeg (1888–1954) und István Zágon (1893–1975); Komponist: Michael Krasznay-Krausz (d. i. Mihály Krausz; 1897–1940).

  11. Hofloge. Regie- und Soufflierbuch. Musikalisches Lustspiel in fünf Bildern (nach dem Englischen des J. M. Crawford) von Karl Farkas. Musik von Hans Lang. Zürich: Musikverlag und Bühnenvertrieb Zürich AG 1936, 94 S., Maschinschrift vervielfältigt. »J. M. Crawford« ist ein Pseudonym von Karl Farkas. Komponist: Hans Lang (1908–1992).
    b) Hofloge. Musikalisches Lustspiel in fünf Bildern (nach dem Englischen des J. M. Crawford) von Karl Farkas. Musik von Hans Lang. Berlin: Arion-Bühnenvertrieb 1936, 85 S.
    c) Hofloge. Musikalisches Lustspiel in 5 Bildern (nach dem Englischen des J. M. Crawford) von Karl Farkas. Musik von Hans Lang. Wien: Georg Marton Verlag 1945, 93 Bl., Maschinschrift vervielfältigt.

  12. Bei Kerzenlicht. 12 Chansons um eine kleine Komödie in drei Akten von Robert Katscher. Szenische Bearbeitung von Robert Katscher und Karl Farkas. Vollständiges Regie- und Soufflierbuch. Wien – Leipzig – Berlin: Verlag Ludwig Doblinger 1937, 96 S., Maschinschrift autographiert. Komponist: Robert Katscher (1894–1942).
    b) Bei Kerzenlicht. 12 Chansons um eine kleine Komödie in drei Akten von Robert Katscher. Szenische Bearbeitung von Robert Katscher und Karl Farkas. Berlin: Arion-Bühnenvertrieb [1937], 98. S., Maschinschrift autographiert.

  13. Konzert Jan Korowsky. Spiel um einen Konzertabend in 2 Teilen von Karl Farkas. Musik von Wilhelm Grosz. Wien: Wiener Operettenverlag [1936], 34 Bl., Maschinschrift vervielfältigt. Komponist: Wilhelm Grosz (1894–1939).

  14. Verzeih’, dass ich dich lieb’… Musikalisches Lustspiel in 3 Akten (nach einer Idee von Gregor Schmitt) von Karl Farkas und Dr. Ludwig Herzer. Gesangstexte von Karl Farkas. Musik von Michael Krasznay-Krausz. Zürich – Wien: Octava Bühnen- und Musikverlags-A.-G. 1937, 96 S., Maschinschrift autographiert. Gemeinsam mit Ludwig Herzer (1872–1939); Komponist: Michael Krasznay-Krausz (d. i. Mihály Krausz; 1897–1940).
    b) Verzeih’, dass ich dich lieb’… Musikalisches Lustspiel in 3 Akten (nach einer Idee von Gregor Schmitt) von Karl Farkas und Dr. Ludwig Herzer. Gesangstexte von Karl Farkas. Musik von Michael Krasznay-Krausz. Berlin: Arion-Bühnenvertrieb [1937], 114 S., Maschinschrift autographiert.

  15. Dixie. Ein musikalischer Kriminalroman in fünf Kapiteln von Karl Farkas und Adolf Schütz nach einer Skizze von Guido Freud. Musik von Michael Krasznay-Krausz. Vollständiges Regiebuch. Zürich – Wien: Octava Bühnen- und Musikverlags-A.-G. 1938, 103 S. Gemeinsam mit Adolf Schütz (1895–1974); Komponist: Michael Krasznay-Krausz (d. i. Mihály Krausz; 1897–1940).

  16. »Farkas entdeckt Amerika«. Ein lustiger Gedichtband von Karl Farkas. New York: Triton Publishing Comp. 1941, [26] Bl. Illustrator: Hans Burger (1909–1990).

  17. Zurück ins Morgen. New York: Paramount Printing and Publishing Co. 1946, [39] Bl., Gedichte; Illustrator: Franz Matouschek.

  18. Jonny pfändet ein Herz. Eine Humoreske mit Musik in 5 Bildern von Karl Farkas (nach[Harold Marsh] Harwoods »Man in possession«). Musik von Hans Lang. Wien: Georg Marton Verlag 1947, 80 S., Bühnenmanuskript. Komponist: Hans Lang (1908–1992).

Karte
  • 1

    Vgl. [anonym]: Uraufführungen unserer Mitarbeiter, in: Neue Freie Worte (Wien), 3. Jg., Nr. 18 (30. Mai 1913), S. 14–15. Im Jahr 1913 wurden zwei weitere Theaterstücke von Karl Farkas – beide im Intimen Theater in Wien – uraufgeführt: »Wenn Frauen wollen… Schwank in einem Akt« am 22. März 1913 und »Die Herzogin von Lovingshire. Groteske in einem Akte« am 10. Oktober 1913.