Malea-Vyne (1870–1952)

Persönliche Daten
Namensvarianten
das ist Malvine Mauthner
nannte sich: Malwine Mauthner
Pseudonym: Malea-Vyne
falsche Schreibweise des Pseudonyms: Malca Vyne
falsche Schreibweise des Pseudonyms: Malea Vyne
Geburtsdatum
16. Juni 1870
Sterbedatum
1952
Sterbeort
Religionsbekenntnis
israelitisch, seit 1908 konfessionslos

Vater: Sigmund Mauthner (Böhmisch Leipa, Böhmen [Česká Lípa, Tschechien] 11. März 1834 – Baden, Niederösterreich 11.März 1919), Sohn einer Hausfrau und eines Handelsmannes: Gemischtwarenhändler, dann Fabrikant; Heirat mit:
Mutter: Franziska Mauthner, geborene Fanny Fischer (Eidlitz, Böhmen [Údlice, Tschechien] 22. Oktober 1839 – Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 11. Jänner 1897): Hausfrau
Schwester: Marie Mauthner, verheiratete Réthi (Komotau, Böhmen [Chomutov, Tschechien] 24. September 1863 – USA 1955): Hausfrau; 1939 Flucht in die USA; Heirat in Wien am 7. Oktober 1888 mit Leopold Réthi (Eperjes / Eperies, Ungarn [Prešov, Slowakei] 7. Juni 1857 – Wien 21. Februar 1924): Dr. med., Arzt und Universitätsprofessor der Laryngologie, Mitbegründer des Wiener Ärzteorchesters
Bruder: Arthur Louis Mauthner (Komotau, Böhmen [Chomutov, Tschechien] 27. November 1864 – ?)
Schwester: Bertha Mauthner, verheiratete Schütz (Komotau, Böhmen [Chomutov, Tschechien] 27. Februar 1866 – Wien 3. September 1948): Hausfrau; Heirat in Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) am 9. Februar 1890 mit Gustav Schütz (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 25. Juli 1865 – Wien 15. März 1939): Industrieller, Chef der Firma »J. Z. Schütz« und Kunstmäzen, Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien
Schwester: »Jella« Gabriele Julia Mauthner, verheiratete Bondy; auch: Gabriele Julia Mautner (Komotau, Böhmen [Chomutov, Tschechien] 18. September 1867 – Rochester, New York, USA 6. März 1952): 1938 Flucht über England und Brasilien 1940 in die USA; Heirat am 11. September 1892 mit Carl Bondy (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 17. Juni 1866 – Wien 15. Mai 1938, Freitod): Dr. med., Arzt
Bruder: Karl Mauthner; d. i. Carl Mautner (Komotau, Böhmen [Chomutov, Tschechien] 16. Februar 1869 – ?)
Schwester: Alice Mauthner (Komotau, Böhmen [Chomutov, Tschechien] 28. August 1871 – Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 10. April 1889)
Schwester: »Cläre« Klara Mauthner, verheiratete (29. August 1914 bis 10. April 1919: von) Kahler (Komotau, Böhmen [Chomutov, Tschechien] 2. Juni 1873 – ?): Hausfrau; Heirat mit Arnold (29. August 1914 bis 10. April 1919: Ritter von) Kahler, d. i. Arnold Kohn (Goltsch-Jenikau, Böhmen [Golčův Jeníkov, Tschechien] 8. Mai 1859 – Hamburg, Freie und Hansestadt Hamburg 13. Dezember 1926): Großkaufmann, k. u. k. österreichisch-ungarischer Konsul
Schwester: Adele Mauthner, verheiratete Weiss (Prag, Böhmen [Praha, Tschechien] 16. April 1876 – Wien Mai 1935): Hausfrau; Heirat in Wien am 22. September 1902 mit Heinrich Weiss (Wien 31. Jänner 1874 – Baden, Niederösterreich 4. September 1930): Oberingenieur und Direktor der »Elin Aktien-Gesellschaft für elektrische Industrie«
Ehe: keine
Kinder: keine

Biographie

Malvine Mauthner alias Malea-Vyne war das sechste von neun Kindern des Gemischtwarenhändlers Sigmund Mauthner (1834–1919), der 1875 nach Prag (Böhmen [Praha, Tschechien]) zog, wo er als Manufakturwarenhändler begann. Hier gründete ihr Vater 1878 den »Kreuzerverein« zur Unterstützung armer israelitischer Waisenmädchen in Böhmen und wurde 1879 Vertreter der böhmischen Judenschaft für den Saazer Kreis. Vor allem aber wurde er ein erfolgreicher Fabrikant, der 1880 die Spinn- und Weberei-Fabrik in Reinowitz (Böhmen [Rýnovice, Tschechien]) gemeinsam mit einem Kompagnon erwarb, mit dem er dann die »Grünwalder Baumwollspinnerei und mechanische Weberei Mauthner & Oestereicher« in Prag eröffnete.

Als die »Grünwalder Baumwollspinnerei und mechanische Weberei Mauthner & Oestereicher« im Februar 1900 eine Handelsfiliale in Wien eröffnete, übersiedelte Malea-Vyne, ab 1897 Halbwaise, mit ihrem Vater nach Wien. Ihr erster Auftritt als Schriftstellerin ist für den 10. Dezember 1903 nachgewiesen, als sie bei einem literarischen Abend der Redaktion der Zeitschrift »Die Horen. Vierteljahrsschrift für Poesie und Kritik« (Wien) im »Etablissement Brusatti« (Alois Brusatti) in Wien 1., Schauflergasse 6, eigene Gedichte rezitierte. Sie lebte nun als freie Schriftstellerin in Wien, verfasste neben ihren Gedichten auch Märchen und Theaterstücke für Kinder, arbeitete 1904 bis 1909 an der »Wiener Hausfrauen-Zeitung« (Wien) mit, wurde dann Mitglied der »Vereinigung arbeitender Frauen«1 und des »Vereins für Verbesserung der Frauenkleidung in Wien«.2 Mathilde von Kralik (1857–1944) vertonte Malea-Vynes »Wiegenlied«, das am 11. Mai 1911 im Kleinen Musikvereinssaal in Wien 1., Musikvereinsplatz 1, erstmals präsentiert wurde.3 Malea-Vyne, die 1908 das Judentum verließ, engagierte sich in ihren Artikeln vor allem für die sexuelle Aufklärung der Jugend.

Zur anarchistischen Bewegung stieß Malea-Vyne bereits 1911, wohl durch Karl F. Kocmata (1890–1941), der in diesem Jahr in seinem Buch »Sexuelle Aufklärung in der Schule. Ja oder Nein?« einen Artikel Malea-Vynes auszugsweise veröffentlichte.4 Malea-Vyne, die zu einer engen Mitkämpferin Kocmatas wurde, publizierte auch in den Zeitschriften »Das Gesindel« (Wien) 1912 und »Ver!« (Wien) 1917 bis 1919. Und sie war wohl mitverantwortlich, dass Louise Koch-Schicht (1873–1927), mit der gemeinsam sie bereits am 26. Februar 1910 eine Lesung im »Neuen Frauenklub« in Wien 1., Tuchlauben 10, abgehalten hatte,5 mit anarchistischen Ideen in Kontakt kam.

Nach dem Ersten Weltkrieg schrieb Malea-Vyne weiterhin Stücke für das Kindertheater und arbeitete an der Zeitschrift »Die Kinderbühne. Aufführungs- und Vortragsmaterial für Schulen, Erziehungsanstalten, Kinderhorte, Kleinkinderbewahr- und verwandte Anstalten« (München) mit. Vor allem aber versuchte sich Malea-Vyne nun als Ratgeberin in Lebensfragen, war auf der Suche nach Wegen zum Glück6 und ausgeglichener Sexualität, beschäftigte sich aber auch mit Modefragen. »Es ist eine erfreuliche und nicht zu übersehende Tatsache,« stellte sie 1936 optimistisch fest, »daß die weibliche Mode nach und nach eine Lockerung der triebgebundenen Erscheinungsformen der Nachkriegszeit aufzuweisen hat«.7

1939 flüchtete Malea-Vyne nach London (England), kehrte aber nach dem Zweiten Weltkrieg nach Wien zurück.

Bücher und Broschüren

  1. Die kleine Gottheit. Roman. Prachatitz: Verlag von Karl Pohl 1909 (= Pohls allgemeine Volksbücherei deutsch-österreichischer Schriftsteller. II. Jahrgang. Nr. 23. Band 47.), 156 S. Erschien unter dem Autorennamen »Malea-Vyne«.

  2. Der Gnomen Königreich. Märchen in einem Akt. München: Verlag von Val. Höfling [1912] (= Höflings Kinderbühne. 33.), 20 S. Erschien unter dem Autorennamen »Malea-Vyne«.

  3. Tand und Pflicht. Dramatischer Auftritt mit Gesang für zwei kleine Mädchen. Von Malea-Vyne. Musik von Heinrich Salzmann. München: Verlag von Val. Höfling [1919] (= Höflings Festspiele. 309.), 10 S. Komponist: Heinrich Salzmann (?–1906). Erschien unter dem Autorennamen »Malea-Vyne«.

  4. Die ewige Stimme. Sonette von Malea-Vyne. Berlin-Steglitz: Orplid-Verlag 1924, 31 S. Erschien unter dem Autorennamen »Malea-Vyne«.

Sonstiges

  • Malca Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Jugendepisode, in Karl F. Kocmata (1890–1941): Sexuelle Aufklärung in der Schule. Ja oder Nein? Von Karl F. Kocmata. Verfasser der Schrift: »Jugend und Schundliteratur«. Wien: Verlegt bei Sigmund Polak 1911, S. 16–19. Auszug aus Malea-Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Jugendepisode, in: Am Lebensquell. Ein Hausbuch zur geschlechtlichen Erziehung. Herausgegeben vom Dürerbund. Betrachtungen, Ratschläge und Beispiele als Ergebnisse des Dürerbund-Preisausschreibens. 1. bis 10. Tausend. Dresden: Verlegt bei Alexander Köhler 1909, S. 182–183. 

Karte
  • 1

    Vgl. Malea-Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Priester des Glücks, in: Oesterreichische Frauen-Rundschau. Neue Folge der »Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen« (Wien), 9. Jg., Nr. 88 (1. August 1911), S. 10–11.

  • 2

    Vgl. Malea-Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Der Verein für Verbesserung der Frauenkleidung in Wien, in: Neues Frauenleben (Wien), 24. Jg., Nr. 5 (Mai 1912), S. 148.

  • 3

    M[alvine] M[authner]: Theater, Kunst, Musik. [/] Kompositionskonzert von Mathilde von Kralik, in: Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns [/] Morgenblatt (Wien), 18. Jg., Nr. 235 (23. Mai 1911), S. 8–9.

  • 4

    Malca Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Jugendepisode, in Karl F. Kocmata (1890–1941):Sexuelle Aufklärung in der Schule. Ja oder Nein? Von Karl F. Kocmata. Verfasser der Schrift: »Jugend und Schundliteratur«. Wien: Verlegt bei Sigmund Polak 1911, S. 16–19. Auszug aus Malea-Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Jugendepisode, in: Am Lebensquell. Ein Hausbuch zur geschlechtlichen Erziehung. Herausgegeben vom Dürerbund. Betrachtungen, Ratschläge und Beispiele als Ergebnisse des Dürerbund-Preisausschreibens. 1. bis 10. Tausend. Dresden: Verlegt bei Alexander Köhler 1909, S. 182–183. 

  • 5

    Vgl. [anonym]: Vorträge und Versammlungen, in: Neue Freie Presse. Morgenblatt (Wien), [46]. Jg., Nr. 16349 (26. Februar 1910), S. 10.

  • 6

    Vgl. Malea-Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Der offene Weg zum Glück, in: Illustriertes Unterhaltungs-Blatt. Bildbeilage zur österreichischen Landzeitung (Krems an der Donau), [39]. Jg., Nr. 6 ([6. Februar] 1918), S. [4].

  • 7

    Malea-Vyne [d. i. Malvine Mauthner]: Weiblichkeit in der Mode, in: Die österreichische Hausfrau. Offizielles Organ der Reichsorganisation der Hausfrauen Oesterreichs (»Rohö«) Berufsorganisation der Hausfrauen (Wien), 17. Jg., Nr. 2 (Februar 1936), S. 17.