Jan Adolf Juszczyński (1857–)
Persönliche Daten
Biographie
Der Nihilist und Sozialrevolutionär Jan Adolf Juszczyński, der nie in der radicalen Arbeiterbewegung in Wien aktiv war, hatte eine Technik der Vervielfältigung von Druckschriften entwickelt, die für die Radicalen sicher von Interesse gewesen wäre.
Im Mai 1884 fand in der Josefstadt (Wien 8.), Lederergasse 26, eine Hausdurchsuchung bei dem als Ingenieur bei der Wiener Elektrischen Ausstellung angestellten Studenten des Technologischen Gewerbemuseums Jan Adolf Juszczyński statt, der sich unter dem Namen »Adolf Jünger« als Ingenieur aus Bielitz (Österreichisch-Schlesien [Bielsko, zu Bielsko-Biała, Polen]), eingemietet hatte. Tatsächlich stammte er aus Nowoalexandrowsk ‹Новоалександровск› (Russland). Ein Raum seiner aus zwei Zimmern und einem Kabinett bestehenden Wohnung war als Dunkelkammer eingerichtet. Außerdem wurden neben Chemikalien und mehreren gefälschten Pässen auch Proklamationen in außerordentlich kleinem Druck mittels Heliografie gefunden. Jan Adolf Juszczyński, der zu den polnischen Nihilisten gehört, wurde unter dem Verdacht des Verbrechens des Hochverrats ins Landesgericht Wien eingeliefert. Am 13. Juni 1884 wurde er vom Bezirksgericht Alsergrund (Wien 9.) wegen Falschmeldung zu drei Wochen Arrest verurteilt und im Juli 1884 aus sämtlichen im Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern (also aus der österreichischen Reichshälfte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie) ausgewiesen: »28 Juseczynski Adolf Jan [!], Ingenieur, aus Nowo Alexandrowsk in Russ.-Polen, 27 J. alt, 157cm gr., schlank, mit oval. Ges, schwz . H. u. Augenbr., gr. Aug., polnisch u. etwas deutsch sprechend, am 13. Juni 1884 vom k. k. städt.-del. Bez.-Ger. Alsergrund (Wien) nach wegen §. 320 e St.-G. verb. 3wöchentl. str. Arreststrafe.«1
Über Ansuchen der russischen Behörden wurde Jan Adolf Juszczyński mit Beschluss des Innenministeriums vom 30. Juli 1884 an das Gericht in Odessa ‹Одесса› (Russland [Odesa ‹Одеса‹, Ukraine]), ausgeliefert, welches ihn wegen Teilnahme an einem Raubmord zu nihilistischen Zwecken suchte. Am 10. August 1884 wurde Jan Adolf Juszczyński den russischen Behörden übergeben.
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Adresse
- Wien 8., Lederergasse 26 (1884)
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Autor / Version / Copyleft
Autor: Reinhard Müller
Version: Februar 2025
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[Anonym]: 28 Juseczynski Adolf Jan, in: Ausweis über die im Monate Juni 1884 landesverwiesenen und abgeschafften Ausländer. Beilage zum C. P. B. Nr. 45, S. [2], Beilage zu: Central-Polizei-Blatt. Herausgegeben von der k. k. Polizei-Direktion zu Wien (Wien), Nr. 45 (9. Juli 1884), nach S. 180.